Nationale Sonderausstellung "Luther und die Deutschen" auf der Wartburg

Eisenach (epd). Als zweite der drei Nationalen Sonderausstellungen zum 500. Reformationsjubiläum ist die Schau "Luther und die Deutschen" auf der Wartburg bei Eisenach eröffnet worden. Umrahmt von der prächtigen Kulisse der Wartburg lade die Ausstellung dazu ein, Licht und Schatten der Reformationsgeschichte zu erkunden, sagte Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) laut vorab verbreitetem Grußwort.

Mit kaum einer anderen Person sei in Deutschland eine so bewegte Rezeptionsgeschichte verbunden wie mit Martin Luther. "Die Aufklärung nahm Luther als frühen Apostel der Geistes- und Gewissensfreiheit in Anspruch, die deutsche Nationalbewegung als Bannerträger deutscher Nationalität", sagte Grütters.

Eine neue Perspektive – fernab jeder nationalen Überhöhung

Im Ersten Weltkrieg sei Luther zum Heros stilisiert und im Nationalsozialismus zum nationalen Visionär verklärt worden, fügte sie hinzu. "Vor allem aber dienten seine erschreckend antisemitischen Schriften als Legitimation für Rassenhass und Völkermord. Vor diesem Hintergrund rückt die Ausstellung Luthers Wirken in eine neue Perspektive – fernab jeder nationalen Überhöhung."

Die Ausstellung ist vom 4. Mai an – dem 496. Jahrestag der Ankunft Martin Luthers (1483-1546) auf der Wartburg – bis zum 5. November zu sehen. Die Schau veranschaulicht mit etwa 300 Gemälden und Druckwerken sowie Nachbauten einer Druckerpresse und von Luthers Reisewagen den Einfluss des Reformators auf Geschichte, Bildung, Sprache und natürlich die Religion.

Drei Nationale Sonderausstellungen zum Reformationsjubiläum

Die Kulturstaatsministerin fördert alle drei nationalen Sonderausstellungen mit insgesamt 5,5 Millionen Euro. Für die Wartburg-Schau kamen nach Angaben der Thüringer Staatskanzlei zu 1,5 Millionen Euro Bundesmitteln noch 1 Million aus der Landeskasse sowie 215.000 Euro von der Wartburg-Stiftung selbst.

Der Thüringer Ministerpräsident Ramelow würdigte die Anstrengungen der gesamten Lutherdekade. Der Prozess bis hin zur Sonderausstellung habe geholfen zu klären, "woher wir kommen, auf welchem Fundament wir stehen". Ramelow sparte aber auch einen Verweis auf den Antisemiten Luther nicht aus, der mit seinen Schriften die Rechtfertigung für schlimme Fehlentwicklungen wie das Eisenacher Entjudungsinstitut während der Nazizeit geliefert habe.

Unbestritten sei der Bezug auf Luther eine feste Konstante in fünf Jahrhunderten Reformation. Doch dürften darüber nicht seine "ungeliebten Brüder" – so der Titel einer Ausstellung in Mühlhausen – wie Thomas Müntzer oder Andreas Bodenstein, genannt "Karlstadt", in Orlamünde vergessen werden. Zudem zeigten neue Ausstellungen in Schmalkalden zum Wirken des gleichnamigen protestantischen Bündnisses oder zu Luthers Weggefährten Spalatin in Altenburg das ganze Spektrum der Reformation.

Bedford-Strohm: Luthers Themen wie Buße und Sünde bleiben "hochaktuell"

Der EKD-Ratsvorsitzende Bedford-Strohm erklärte, wichtige – und meist auch unpopuläre – Themen des Reformators Martin Luther wie Buße, die Verbindung von Glaube und Liebe, Sünde und die öffentliche Theologie seien "hochaktuell". Am wichtigsten bleibe Luthers Bezug auf Christus – und so solle das Reformationsjubiläum auch "als ökumenisches Christusfest" gefeiert werden.

Die erste Nationale Sonderausstellung "Der Luther Effekt" ist bereits seit dem 12. April im Berliner Gropius-Bau zu besichtigen. Am 13. Mai folgt in Wittenberg "Luther! 95 Schätze – 95 Menschen".


Die Nationale Sonderausstellung "Luther und die Deutschen" auf der Wartburg in Eisenach ist bis 5. November täglich von 8.30 bis 17.30 Uhr geöffnet.

3. Mai 2017

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