Schweden gedenken der Anschlagsopfer

Stockholm (epd). In Stockholm haben am 9. April aus Solidarität mit den Opfern des mutmaßlichen Terroranschlags und deren Familien Tausende Menschen an einer Kundgebung teilgenommen. Mit der sogenannten "Liebes-Demonstration" auf einem zentralen Platz nahe des Anschlagsortes wollten sie "ein Zeichen setzen gegen den Terror und Hass". Zu der Veranstaltung war in den sozialen Netzwerken aufgerufen worden. "Wir kommen aus verschiedenen Städten und Ländern, aber heute sind wir alle Stockholmer", erklärten die Teilnehmer.

Für den 10. April hat Schwedens Ministerpräsident Stefan Löfven zum Gedenken an die Opfer eine Schweigeminute angekündigt. Seit dem Anschlag hat Schweden seine Grenzkontrollen verschärft. Bei dem LKW-Anschlag am Freitagnachmittag waren vier Menschen getötet und 15 weitere verletzt worden. Nach Polizeiangaben handelt es sich bei den Todesopfern um zwei Schweden, einen Briten und einen Belgier. Nach dem tödlichen Angriff hatten zahlreiche Menschen ihr Mitgefühl und Entsetzen ausgedrückt, darunter Regierungsmitglieder, die Königsfamilie und Angehörige verschiedener Religionsgemeinschaften. Auch Papst Franziskus reagierte mit Bestürzung auf den Anschlag. Er bete für die Opfer und die Verletzten, sagte er beim Angelusgebet auf dem römischen Petersplatz.

Polizei ermittelt – bislang zwei Festnahmen

Derweil ermittelt die Polizei gegen einen festgenommenen 39-jährigen Usbeken wegen Terrorverdachts. Ihm wird vorgeworfen, den Lastwagen gesteuert zu haben, der am 7. April in der Stockholmer Innenstadt zunächst durch eine Einkaufsmeile und dann in ein Kaufhaus gerast war.

Lokalen Medien zufolge erklärten die Ermittler, dass der mutmaßliche Täter, dessen Gesuch auf eine permanente Aufenthaltsgenehmigung im Juni 2016 abgelehnt worden war, ein Interesse für extremistische Organisationen wie den "Islamischen Staat" (IS) gezeigt habe. Zugleich schlossen die Behörden nicht aus, dass an der Attacke mehrere Täter beteiligt waren. Demnach hat es mittlerweile eine zweite Verhaftung gegeben.

König Carl XVI. Gustav, der wegen des Anschlags eine Brasilienreise mit Königin Silvia vorzeitig abgebrochen hatte und nach Stockholm zurückgekehrt war, sprach am Samstag von einem "verachtenswürdigen" Akt. Zugleich lobte er den Einsatz von Polizei und Rettungskräften und erklärte, "dass diejenigen, die nach dem tödlichen Anschlag helfen wollen, sehr viel zahlreicher sind als die, die uns schaden wollen".

Aufrufe zum Gebet

Die schwedische Kronprinzessin Victoria, die – ebenso wie viele Stockholmer auch – den Anschlagsort und Umgebung gemeinsam mit ihrem Ehemann Daniel besuchte, sagte nach Angaben des Boulevardblattes "Aftonbladet": "Ich fühle eine immense Traurigkeit und Leere". Zugleich aber fühle sie eine Stärke, "weil die Gesellschaft mit enormer Kraft gezeigt habe, dass wir uns dem entgegenstellen."

Kirchen und Religionsvertreter riefen zum Gebet auf. "Unsere Gedanken und Gebete sind bei den Opfern, den Verletzten und den Trauernden", erklärte der "Interreligiöse Rat". Angriffe dieser Art hätten zum Ziel, "unsere Gesellschaft zu zerstören, zu polarisieren und die Vielfalt von Ethnien, Kulturen und Religionen in Schweden zu untergraben", warnte das Gremium unter anderem aus christlichen, muslimischen, jüdischen und buddhistischen Gemeinschaften und Vereinigungen.

Schwedens lutherische Erzbischöfin Antje Jackelén erklärte, "Nachrichten über Terroranschläge haben uns in den letzten Jahren allzu oft erreicht. Wir erhielten diese aus vielen Teilen der Welt, und wir befürchteten, dass dies auch in unserem Land geschehen kann. Jetzt ist es passiert." Man gedenke jetzt auch jenen Entscheidungsträgern und Helfern, die in extremen Situationen handeln müssten, so die aus Deutschland stammende Erzbischöfin. Anders Arborelius, katholischer Bischof von Stockholm, sprach von einem "schrecklichen Akt des Terrorismus". Zuvor rief der Weltkirchenrat in Genf zur Solidarität mit den Bewohnern des skandinavischen Staates auf.

10. April 2017

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