Kirchen betonen Bedeutung des Films für die Demokratie

Berlin (epd). Die Kirchen rufen Filmemacher zu gesellschaftspolitischem Engagement auf. Der Kulturbeauftragte der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Johann Hinrich Claussen, nahm beim ökumenischen Empfang der 67. Berlinale am 12. Februar unmittelbar Bezug auf den US-Präsidenten Donald Trump. Seiner Politik müsse ein humanistisches Kino entgegengesetzt werden, forderte Claussen in Berlin.

Aus Sicht des katholischen Medienbischofs Gebhard Fürst gefährden Entwicklungen in der Medienindustrie die Grundlagen der Demokratie. Gastredner Amir Esfandiari vom Fajr International Film Festival Teheran, betonte, ein Kino, das humanitäre Fragen thematisiert, sei derzeit sehr wichtig. 

Nicht Hass und Gewalt, sondern Sehnsucht und Liebe

Der EKD-Kulturbeauftragte Claussen sagte, es sei unerlässlich, dass "berühmte Schauspielerinnen nicht nur funkelnde Roben über rote Teppiche schieben, sondern den Wert der Demokratie öffentlich bekräftigen". Dafür habe die US-Schauspielerin und mehrfache Oscar-Preisträgerin Meryl Streep mit ihrer öffentlichen Kritik an Trump kürzlich ein eindrucksvolles Beispiel geliefert.

In Zeiten, in denen die Welt "auf einen globalen Ausnahmezustand" zusteuere, lasse sich selbst ein Traumfilm wie "La La Land" als Zeugnis dafür betrachten, dass nicht Hass und Gewalt, sondern Sehnsucht und Liebe "der bessere Stoff für das Kino und auch für unser Leben" seien, betonte Claussen. Er setze darauf, dass sich die Berlinale mit Filmen aus aller Welt über "Hassgrenzen hinwegsetzt und die Armseligkeit von Einreisebeschränkungen beweist".

Produktionen, die ein menschliches Verhalten zum Ausdruck bringen

Der Bischof von Rottenburg-Stuttgart, Fürst, sagte, "wenn viele Menschen fragwürdigen Tweets mehr vertrauen als unabhängigen Medien", sei einiges in der Gesellschaft in eine Schieflage geraten: "Und wenn wir befürchten müssen, dass die Grundlage unserer Demokratie, unsere freien Wahlen, durch gezielte Falschmeldungen beeinflusst werden können, ist das höchst beunruhigend." Filme könnten dem jedoch entgegenwirken, wenn sie "Impulse für eine vertiefte Auseinandersetzung mit der Wirklichkeit" geben.

Bei dem Empfang wurde auch die internationale ökumenische Jury der Kirchen für die Berlinale vorgestellt, die ihre Preise am 18. Februar bekanntgibt. Jury-Präsident ist der Direktor des Katholischen Medienzentrums in Zürich, Charles Martig. Der Jury gehören zudem die ungarische Animationsfilmregisseurin Zsuzsanna Bányai und die norwegische Theologin Annette Gjerde Hansen an. Weitere Mitglieder sind der Studienleiter der Katholischen Akademie Schwerte, Markus Leniger, US-Hochschuldozent Brent Rodriguez Plate und der evangelisch-reformierte Schweizer Pfarrer Hermann Kocher.

Ausgezeichnet werden Filme aus dem Wettbewerb sowie aus den Sektionen Panorama und Internationales Forum des Jungen Films. Die Jury prämiert Produktionen, die ein menschliches Verhalten zum Ausdruck bringen, das mit dem Evangelium in Einklang steht, oder die den Zuschauer für spirituelle, menschliche und soziale Werte sensibilisieren.

13. Februar 2017

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