"Klagen der Energieversorger belasten" – Bischof Meister über die Arbeit der Endlagerkommission

Hannover/Loccum (epd). Die Klagen der Atomkraftwerksbetreiber gegen das Standortauswahlgesetz belasten nach Ansicht des hannoverschen Landesbischofs Ralf Meister die Arbeit der vom Bundestag eingesetzten Endlagerkommission. Gleichzeitig biete die öffentliche Arbeit der Kommission aber eine Plattform, um über diese Klagen zu diskutieren.

Der Theologe vertritt die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) in dem Gremium mit 33 Mitgliedern, das die bundesweite Suche nach einem Endlager bis Ende 2016 vorbereiten soll. Am Wochenende beschäftigt sich eine Tagung in der Evangelischen Akademie Loccum mit der Arbeit der Kommission, die seit einem Jahr aktiv ist. Einige der Mitglieder sind als Referenten eingeladen.

Betreiber wollen Entlastung

Die Kommission habe eine Arbeitsgruppe eingerichtet, in der die Energieunternehmen Hintergrund und Absicht ihrer Klagen offen legen und so in das öffentliche Protokoll "mit einspeisen" sollten, sagte Meister: "Das ist ein wichtiger Fortschritt." Die AKW-Betreiber wollen mit ihren Klagen eine Kostenentlastung bei der künftigen Endlagersuche erreichen. Sie verweisen darauf, dass sie bereits rund 1,6 Milliarden in die Erkundung des Salzstocks Gorleben investiert haben.

Zugleich zeigte sich Meister mit der bisherigen Arbeit der Endlagerkommission zufrieden. Zwar wäre "ein zügigerer Start wünschenswert" gewesen. Doch nun stecke das Gremium mitten in der Arbeit, alle Sitzungen und fast alle Dokumente der Anhörungen sowie alle Beschlüsse ständen auf der Homepage.

Datenbank für Atommüll

Der Bischof sprach sich dafür aus, eine umfassende Atommüll-Bilanz zu erstellen. Die für Deutschland erhobenen und dokumentierten atomaren Hinterlassenschaften gehörten in eine vollständige und stetig zu aktualisierende zentrale Datenbank. Vorhandener und in Zukunft anfallender Atommüll müsse vollständig und klar bilanziert werden: "Eine solche Datenbank gehört in die öffentliche Hand."

Mit Blick auf das im Bau befindliche Endlager Schacht Konrad in Salzgitter für schwach und mittelradioaktive Abfälle regte Meister eine Neubewertung der zwischen 1975 und 1982 vorgenommenen Analysen und Prüfungen des Standortes an. Konrad sei zwar genehmigt, "aber dieser Umstand darf in keiner Phase als formal-juristisches Argument gegen besseres Wissen ins Feld geführt werden". Zuletzt hatten Überlegungen der Bundesregierung in Salzgitter für Unruhe gesorgt, die Menge der in Konrad einzulagernden Abfälle zu verdoppeln.

11. Juni 2015

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