Trauerprozession: Gläubige protestieren gegen das neue "Menschen-Museum" in Berlin

Berlin. Das neue "Menschen Museum" des Leichenplastinators Gunther von Hagens in Berlin stößt weiter auf Protest. Nach einem Aschermittwoch-Gottesdienst in der St. Marienkirche mit rund 100 Menschen zog eine Trauerprozession zu der umstrittenen Dauerausstellung, wie eine Sprecherin des Evangelischen Kirchenkreises Berlin Stadtmitte dem epd sagte.

In dem "Menschen Museum" unter dem Berliner Fernsehturm werden seit Mittwoch 20 Ganzkörperplastinate und rund 200 präparierte Körperteile gezeigt. Vor der Eröffnung hatte es monatelange Proteste von Vertretern aus Politik, Wissenschaft und Kirchen gegeben. 

"Wir haben den Aschermittwoch-Gottesdienst bewusst um diese Trauerprozession erweitert", betonte Pfarrerin Cordula Machoni. "Asche ist das reale Symbol für Vergänglichkeit, ist Mahnung und Erinnerung an die eigene Relativität und auf den unausweichlichen Tod." Der Gedanke an den Tod werde nur zu gerne verdrängt - wie die neue "Körperwelten"-Dauerausstellung zeige, sagte die Pfarrerin. Mit der Trauerprozession wolle man den christlichen Umgang mit Tod und Sterben wieder ins Bewusstsein heben.

Auch der Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, Markus Dröge, hat die Ausstellung erneut kritisiert. Mit dem "Menschen Museum" werde der Lust an der Sensation gedient, nicht jedoch einem tieferen Verstehen des menschlichen Wesens, sagte Dröge beim "Aschermittwoch der Künstler" in der katholischen Gedenkkirche Maria Regina Martyrum. Die plastinierten Leichenteile würden den Menschen schamlos auf seine materiellen Bestandteile reduzieren und einer würdigen Gedenkkultur berauben. "Es muss nicht alles gezeigt werden, was gezeigt werden kann", sagte Dröge.

Die kirchenpolitische Sprecherin der CDU-Fraktion im Berliner Abgeordnetenhaus, Cornelia Seibeld, kritisierte ebenfalls: "Nicht alles, was erlaubt ist, muss man auch machen. Die Leichenshow am Aschermittwoch, dem Beginn der christlichen Passionszeit, zu eröffnen, zeugt von wenig Respekt und Pietät."

epd/ekd.de

19. Februar 2015