Präses Schneider: Papst kann nicht für alle Christen sprechen

Berlin (epd). Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Nikolaus Schneider, wendet sich gegen eine herausgehobene Stellung des Papstes innerhalb der christlichen Kirchen. "Im Ethischen wie im Theologischen gibt es ganz viele Bereiche, wo der Papst nicht für uns sprechen kann", sagte Schneider der Tageszeitung "Die Welt" (Mittwochsausgabe). Zu sagen, der Papst solle für alle Christen sprechen - "das ist für mich unmöglich", betonte der rheinische Präses eine Woche vor dem Besuch von Benedikt XVI. in Deutschland.

Den Papst als Nachfolger des Apostels Petrus zu betrachten, sei Ausdruck eines bestimmten Glaubens. "Dass der Papst durch jenen Rückgriff auf Petrus die eigene Identität bestimmt, nehme ich als theologische Überzeugung zur Kenntnis", sagte Schneider. Problematisch werde es, wenn aus jener Vorstellung ein Anspruch gegenüber anderen Kirchen und Gläubigen abgeleitet wird. "Man sollte auf so unsicherem Grund mit Machtansprüchen sehr vorsichtig sein", sagte der oberste Repräsentant der rund 24 Millionen Protestanten in Deutschland.

Schneider trifft bei einer ökumenischen Begegnung am Freitag nächster Woche in Erfurt mit Papst Benedikt zusammen. Das katholische Kirchenoberhaupt ist vier Tage in seiner deutschen Heimat zu Besuch.

14. September 2011


Präses Schneider: Papst kann nicht für alle Christen sprechen

Mehrheit der Deutschen hat am Papstbesuch kein Interesse

Berlin (epd). Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Nikolaus Schneider, wendet sich gegen eine herausgehobene Stellung des Papstes innerhalb der christlichen Kirchen. "Im Ethischen wie im Theologischen gibt es ganz viele Bereiche, wo der Papst nicht für uns sprechen kann", sagte Schneider rund eine Woche vor dem Deutschlandbesuch von Benedikt XVI. Unterdessen kritisierte der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, die Ankündigung mehrere Bundestagsabgeordneter, die Rede des Papstes im Parlament zu boykottieren.

Die überwältigende Mehrheit der Deutschen (86 Prozent) beurteilt den Besuch des Papstes in Deutschland als unwichtig. Einer am Mittwoch veröffentlichten "stern"-Umfrage zufolge messen selbst 63 Prozent der Katholiken der Visite Benedikts XVI. keine Bedeutung zu. Lediglich 14 Prozent aller Befragten halten die Deutschlandreise für wichtig. Für die repräsentative Umfrage wurden insgesamt 1.008 Personen befragt. Das katholische Kirchenoberhaupt ist vom 22. bis zum 25. September in seiner deutschen Heimat zu Besuch.

Schneider betonte in der Tageszeitung "Die Welt" (Mittwochsausgabe): Zu sagen, der Papst solle für alle Christen sprechen - "das ist für mich unmöglich". Es sei Ausdruck eines bestimmten Glaubens, den Papst als Nachfolger des Apostels Petrus zu betrachten. Problematisch werde es, wenn daraus ein Anspruch gegenüber anderen Kirchen und Gläubigen abgeleitet wird. "Man sollte auf so unsicherem Grund mit Machtansprüchen sehr vorsichtig sein", sagte der oberste Repräsentant der rund 24 Millionen Protestanten in Deutschland.

Schneider trifft bei einer ökumenischen Begegnung am Freitag nächster Woche in Erfurt mit Papst Benedikt zusammen. Insgesamt nimmt eine 20-köpfige evangelische Delegation an dem halbstündigen Ökumenegespräch im Erfurter Augustinerkloster teil, darunter ist auch die Synodenpräses der EKD, Katrin Göring-Eckardt.

Göring-Eckardt rechnet zum Papstbesuch mit Auseinandersetzungen über die katholische Sexualmoral. "Das Thema wird sicher eine Rolle spielen. Dafür werden schon die zahlreichen Protestdemonstranten sorgen, die sich zum Papstbesuch angekündigt haben", sagte sie der "Saarbrücker Zeitung" (Mittwochsausgabe). Zugleich verteidigte die Vizepräsidentin des Bundestages die geplante Papstrede im Parlament, die einige Abgeordnete der Linken sowie von SPD und Grünen boykottieren wollen.

In einem Interview in der "Zeit"-Beilage "Christ und Welt" warf die Präses des evangelischen Kirchenparlaments zudem den Protestanten in Deutschland einen mangelnden Einsatz für die Ökumene vor. "Die Frage ist, ob man sich gegenseitig ernst nimmt, und ob man die jeweils anderen als Christen einer anderen Konfession auch lieben kann", sagte Göring-Eckardt. "Dabei haben wir als evangelische Christen durchaus noch Potenzial.

Der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Zollitsch, mahnte die Abgeordneten zu Respekt: "Der Bundestagspräsident hat Benedikt XVI. als Deutschen und als Staatsoberhaupt des Vatikans eingeladen. Ich bedaure es, dass Bundestagsabgeordnete wegbleiben und die Rede boykottieren wollen", sagte Zollitsch der "Passauer Neuen Presse" (Mittwochsausgabe). Es gehöre sich, "einen solchen Gast mit der notwendigen Freundlichkeit, mit Respekt und Noblesse aufzunehmen", so der Freiburger Erzbischof.

14. September 2011

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