Präses Buß prangert Abschottung Europas gegen Flüchtlinge an

Dortmund (epd). Der Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen, Alfred Buß, hat die europäische Flüchtlingspolitik angeprangert. Im Inneren habe Europa die Grenzen abgeschafft, "nach außen zieht es Mauern hoch", sagte der Theologe am Sonntag in der evangelischen Stadtkirche St. Reinoldi in Dortmund. "Europa wehrt Flüchtlinge ab." Viele versuchten trotzdem unter Lebensgefahr einen Weg zu finden. "2.000 sterben jährlich allein in der Meerenge von Gibraltar, schätzt das International Zentrum für Migrationspolitikentwicklung in Wien", sagte Buß weiter.

"Kann man die vielen Menschen, die auf dem Weg nach Europa sind, auf Dauer wirklich aussperren, ertrinken lassen, kriminalisieren, ignorieren?" fragte der leitende Theologe der viertgrößten evangelischen Landeskirche. Er erinnerte daran, dass vor 60 Jahren Deutsche flüchteten, vertrieben wurden und entwurzelt eine neue Bleibe suchten.

"Europa nennt sich gern das christliche Abendland", sagte Buß weiter. "Das meint doch mehr als Wohlstandssicherung." Die Menschen in den reichen Ländern der Erde verdienten 130 mal so viel wie jene in den ärmsten Ländern. Arme Menschen hielten es aber nicht für gottgegeben, dass Europa reich und unerreichbar sei und sie arm bleiben müssten, sagte Buß. Sie träumten von Arbeit, Auskommen und Frieden und ließen dafür ihre Familie, ihr Zuhause und ihr bisheriges Leben hinter sich.

Gleichzeitig gehe es darum, Zuwanderung zu gestalten. "Europas Bevölkerung schrumpft", sagte der westfälische Präses. "Es braucht junge Menschen, die hier arbeiten, leben und Zukunft haben." An die Christen appellierte er, sich für Flüchtlinge einzusetzen. Auch Jesus sei, kaum geboren, schon ein Flüchtlingskind gewesen, unterwegs nach Ägypten.

24. Januar 2011

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