Evangelische Vikarin Siebert mit Predigtpreis 2010 ausgezeichnet

Bonn (epd). Die evangelische Vikarin Anja Siebert (35) ist am Mittwoch in Bonn mit dem Predigtpreis 2010 in der Kategorie "Beste Predigt" ausgezeichnet worden. Die Vikarin erhielt die Auszeichnung für eine Predigt über die Bibelstelle Johannes 12, 12-19, die sie am Palmsonntag in der Matthäuskirche in Berlin-Steglitz gehalten hat. Mit der undotierten Ehrung soll die Redekunst in den Kirchen gefördert werden, teilte der Verlag für die Deutsche Wirtschaft mit, der den Preis seit dem Jahr 2000 vergibt.

Für sein Lebenswerk wurde der langjährige katholischen Bischof von Innsbruck, Reinhold Stecher (88) mit dem ökumenischen Predigtpreis geehrt. An die Theologie-Studentin Emilia Handke (24) und die Pfarrerin Monika Lehmann-Etzelmüller (41) ging der Sonderpreis in der Kategorie "Beste Predigt für nichtkirchliche Anlässe".

Bisherige Preisträger waren der Kabarettist Hanns Dieter Hüsch (1925-2005), der Erfurter katholische Bischof Joachim Wanke, der Rhetorik-Professor Walter Jens, die ehemalige hannoversche Landesbischöfin Margot Käßmann, der evangelische Theologe Jörg Zink und der Theologieprofessor Eberhard Jüngel.

17. November 2010


"In jedem steckt ein Theologe"

Vikarin Anja Siebert mit Predigtpreis 2010 geehrt

Von Ellen Großhans (epd)

Berlin/Bonn (epd). Was wäre, wenn Jesus heute nach Berlin kommen würde? Die evangelische Vikarin Anja Siebert beschreibt in ihrer Predigt über die Bibelstelle Johannes 12, 12-19, die Ankunft Jesu zwischen rotem Teppich und dröhnenden Hubschraubern im heutigen Berlin. Die unterhaltsamen Episoden zeigen die große Fähigkeit der 35-Jährigen, Glaube spannend zu vermitteln und auch junge Menschen anzusprechen. Für die Predigt, die sie am Palmsonntag in der Matthäuskirche in Berlin-Steglitz gehalten hat, ist die Theologin am Buß- und Bettag in Bonn mit dem Predigtpreis 2010 ausgezeichnet worden.

"Meine Predigten sollen dazu beitragen, dass die Menschen selbst über ihren Glauben und ihre Erfahrungen mit Gott nachdenken", sagt Anja Siebert. Die Vikarin hat die Gabe, komplexe Theologie in anschauliche Alltagssprache und die Lebenswelt der Leute zu übersetzen. Ihre Predigten lassen Bilder im Kopf entstehen. Antworten geben sie nicht vor. Auch in ihrer preisgekrönten Predigt zum Einzug Jesu Christi in Jerusalem lässt Siebert offen, wie es weiterginge in einer Hauptstadt, die die Botschaft des Evangeliums von Jesus von Nazareth wahrnehmen würde. Doch allein die Kunde von seinem Kommen lässt die Menschen einander freundlicher und offener begegnen.

Am liebsten verfasst die Vikarin Predigten, die einer Dramaturgie folgen. "Wie in einem Theaterstück sind das verschiedene Szenen, die durch einen roten Faden verbunden sind", erläutert Siebert. Wie sich Dogmatik verständlich vermitteln lässt, hat Siebert sich als wissenschaftliche Mitarbeiterin bei Professor Wilfried Härle am Lehrstuhl für Systematische Theologie und Ethik in Heidelberg abgeschaut. Nach ihrem Studium der Evangelischen Theologie und Religionswissenschaften in Bonn und Heidelberg arbeitete sie dort drei Jahre.

Doch auch die Welt der Politik ist der Singlefrau nicht fremd. Vor und während ihres berufsbegleitenden Vikariats in der Evangelischen Matthäusgemeinde Berlin-Steglitz arbeitete sie als Koordinatorin für Religions- und Wertorientierung bei der CDU-nahen Konrad-Adenauer-Stiftung in Berlin. "Der Glaube ist auch eine wichtige Größe in der Gestaltung der Gesellschaft", ist Siebert überzeugt. Seit April dieses Jahres ist sie zudem als theologische Referentin der Präses und des Präsidiums der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland tätig. Darauf kann sie sich bald voll konzentrieren, da ihre Zeit als Vikarin der Landeskirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz in wenigen Tagen zu Ende geht.

Bleiben wird aber ihre Leidenschaft für die Predigt und das Ziel, den Glauben auch nicht-religiösen und jungen Leuten nahe zu bringen. "Man muss die Menschen nur ernst nehmen. Wie Luther schon sagte, steckt in jedem ein Theologe", sagt Siebert.

17. November 2010

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