Europäischer Kirchenbund will Weichen für künftige Arbeit stellen

Frankfurt a.M. (epd). Zu ihrer 13. Vollversammlung kommt die Konferenz Europäischer Kirchen (KEK) in der nächsten Woche im französischen Lyon zusammen. Das Treffen des ökumenischen Kirchenbundes vom 15. bis 21. Juli steht unter dem Leitwort "Zur einen Hoffnung in Christus berufen". Ein Höhepunkt der Vollversammlung mit rund 700 Teilnehmern sind die Feierlichkeiten zum 50-jährigen Bestehen der Organisation. Daneben geht es um Weichenstellungen für die künftige inhaltliche und strukturelle Ausrichtung der Ökumene-Vereinigung.

Mehr als 400 Delegierte nehmen für die rund 120 Mitgliedskirchen an der Vollversammlung teil. Die evangelischen Kirchen in Deutschland werden von 27 Delegierten in Lyon vertreten, darunter der württembergische Landesbischof Frank Otfried July, der Auslandsbischof der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Martin Schindehütte, sowie die Vize-Kirchenpräsidentin von Hessen-Nassau, Cordelia Kopsch. Redner auf dem Kirchentreffen sind der EKD-Ratsvorsitzende Bischof Wolfgang Huber, der orthodoxe Patriarch Bartholomäus I. und Patriarch Daniel von Rumänien. Eine Grußwort wird der Erzbischof von Lyon, Kardinal Philippe Barbarin, sprechen.

Die Russische Orthodoxe Kirche hatte im Herbst 2008 ihre Mitarbeit in der europäischen Kirchenvereinigung ausgesetzt. Hintergrund sind innerorthodoxe Streitigkeiten, konkret ein gescheiterter Beschluss über die KEK-Mitgliedschaft des zum Moskauer Patriarchat gehörenden Teils der orthodoxen Kirche von Estland. Bereits 1997 hatten die orthodoxen Kirchen von Bulgarien und Georgien die Ökumene-Organisation verlassen.

10. Juli 2009


Weichenstellungen in Lyon

Konferenz Europäischer Kirchen blickt zurück und berät über künftigen Kurs

Von Rainer Clos (epd)

Frankfurt a.M. (epd). Die ökumenischen Kirchenbünde sind in die Jahre gekommen. Der Weltkirchenrat erinnerte im vergangenen Jahr an seine Gründung von 60 Jahren. Auf nationaler Ebene gibt es die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen seit sechs Jahrzehnten. Die Konferenz Europäischer Kirchen (KEK) will bei ihrer Vollversammlung vom 15. bis 21. Juli in Lyon auf die fünf Jahrzehnte seit ihrer Gründung 1959 zurückblicken und über ihren künftigen Kurs beraten.

Unter dem Eindruck der Spannungen während des Kalten Krieges nahmen sich Vertreter von Kirchen aus Ost- und Westeuropa vor, Dialog und Versöhnung zwischen den Christen des gespaltenen Kontinents zu fördern. Im dänischen Nyborg trafen sich 1959 Repräsentanten von 40 Kirchen zur ersten KEK-Vollversammlung. Fünf Jahre später musste das Treffen an Bord des Schiffes Bornholm vor den dänischen Küste abgehalten werden, um visarechtliche Probleme für Delegierte aus den Ostblockländern zu umschiffen.

Seit dem Ende der Ost-West-Spaltung ab 1990 sind die ökumenischen Kirchenbünde auf europäischer und nationaler Ebene gefragt, sich auf die veränderte geopolitische Situation einzustellen. Dieser Prozess ist bei der Konferenz Europäischer Kirchen noch im Gang, Weichenstellungen über die künftige Ausrichtung des Zusammenschlusses von 120 anglikanischen, protestantischen und orthodoxen Kirchen werden von der Vollversammlung erhofft. Das Treffen, zu dem mehr als 400 Delegierte und 200 Gäste erwartet werden, steht unter dem Leitwort "Zu einer Hoffnung in Christus berufen".

Verständigung über die inhaltlichen Schwerpunkte für die Arbeit, interne strukturelle Klärungen sowie verbindliche Rückkoppelung an die Mitgliedskirchen nennen Ökumene-Kenner als die drei Knackpunkte, um die es bei der Neupositionierung der Kirchengemeinschaft geht. Diese soll sich auch in einer Überarbeitung der Verfassung der KEK widerspiegeln. Deshalb ging der Vollversammlung eine intensive Vorbereitung voraus: durch eine Zukunftskonferenz, Tagungen der protestantischen und orthodoxen Konfessionsfamilien, sowie Stellungnahmen aus den Mitgliedskirchen mit teilweise weitreichenden Reformvorschlägen.

Das protestantische Profil der Mitgliedskirchen aus der reformatorischen Tradition müsse in Zukunft klarer erkennbar werden, heißt es etwa in einem Positionspapier der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Neben einer Konzentration auf wenige Prioritäten wird darin auch eine Überprüfung der Strukturen empfohlen. Aus dem KEK-Sekretariat wurde vor Lyon eine Liste mit 69 Prioritäten für die nächsten Jahre verbreitet. Zudem macht sich die EKD, die zu den wichtigsten Zahlern der Ökumeneorganisation gehört, dafür stark, Fachabteilungen anstelle der bisherigen Kommissionen einzurichten. Zuständigkeiten und Entscheidungsverfahren müssten transparent und effektiv gestaltet werden, um Doppelarbeit zu vermeiden.

Ähnlich argumentiert Präsident Thomas Wipf vom Schweizer Kirchenbund, wenn er für eine "erneuerte Vision" eintritt. "Auf welche inhaltlichen Prioritäten soll sich die KEK konzentrieren und welche Form der Organisation und der Entscheidungswege sind nötig, um aus der KEK eine für ihre Ziele wirksame Organisation zu machen?", fragt Wipf, der auch an der Spitze der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa steht.

Was den Klärungsprozess gewiss nicht erleichtert, ist das Nebeneinander von großen und vielen kleinen Minderheitskirchen mit unterschiedlichen Interessenlagen in der Konferenz Europäischer Kirchen. Zur Unübersichtlichkeit trägt ebenfalls bei, dass die Position der orthodoxen Kirchen sich schwerlich einschätzen lässt. Während das Ökumenische Patriarchat von Konstantinopel und andere orthodoxe Nationalkirchen in dem europäischen Kirchenverbund mitwirken, stieg die Russische Orthodoxe Kirche im Herbst 2008 aus der Mitarbeit aus. Hintergrund sind innerorthodoxe Streitigkeiten. Versuche der KEK-Spitze, das Moskau Patriarchat vor der Vollversammlung von Lyon wieder ins Boot zu holen, blieben ohne Erfolg.

10. Juli 2009


Das aktuelle Stichwort: Konferenz Europäischer Kirchen

Frankfurt a.M. (epd). Bei ihrer Vollversammlung will die Konferenz Europäischer Kirchen (KEK) auf ihre Ursprünge zurückblicken und über die künftige Ausrichtung der ökumenischen Organisation beraten. Das Treffen vom 15. bis 21. Juli im französischen Lyon, zu dem mehr als 400 Delegierte und 200 Gäste erwartet werden, steht unter dem Motto "Zur einen Hoffnung in Christus berufen".

Der Dachverband von rund 120 anglikanischen, protestantischen und orthodoxen Kirchen dient der politischen Begleitung von Europarat und Europäischer Union sowie dem Austausch und der theologischen Annäherung der Mitgliedskirchen aus Gesamteuropa. Gegründet wurde der europäische Kirchenbund 1959 von Christen aus Ost- und Westeuropa. In der Phase des Kalten Krieges wollten sie ein Forum zur Verständigung schaffen.

Organe der KEK sind die Vollversammlung, die alle sechs Jahre stattfindet, das Präsidium und der Zentralausschuss. Zwischen den Vollversammlungen ist der Zentralausschuss mit 40 Mitgliedern, davon fünf aus der Evangelsichen Kirche in Deutschland, das höchste Leitungsgremium. Präsident der KEK ist der französische Reformierte Jean Arnold de Clermont, seine Stellvertreter sind der orthodoxe Erzbischof Anastasios aus Albanien und die lutherische Pastorin Margarethe Isberg aus Schweden. Das Sekretariat der Organisation hat seinen Sitz in Genf und Büros in Brüssel und Straßburg.

Die römisch-katholische Kirche ist nicht Mitglied des Kirchenbundes. Allerdings arbeiten die KEK und der katholische Rat der Europäischen Bischofskonferenzen eng zusammen. Beide sind Veranstalter der bislang Europäischen Ökumenischen Versammlungen. Auf Ebene der Europäischen Union kooperiert die KEK als Dachverband nichtkatholischer Kirchen mit der Kommission der katholischen EU-Bischofskonferenzen (Comece). Anders als die Comece umfasst die KEK auch Kirchen aus Ländern, die nicht zur EU gehören.

10. Juli 2009

Konferenz Europäischer Kirchen

Weitere epd-Meldungen