Bischof Huber "beunruhigt" über geringe Europa-Wahlbeteiligung

Ratingen (epd). Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Bischof Wolfgang Huber, ist nach eigenen Worten "beunruhigt" über die geringe Wahlbeteiligung der Deutschen an der Europa-Wahl. Vielen Bundesbürgern sei offensichtlich nicht bewusst, wie die Entscheidungen in der Europäischen Union zustande kommen, sagte Huber am Dienstagabend auf einer Veranstaltung in Ratingen. Notwendig sei es, die EU-Institutionen und ihre Aufgaben stärker ins Bewusstsein der Menschen zu rücken.

Im Zusammenhang mit der Insolvenz des Arcandor-Konzerns betonte Huber, die Kirche stehe sowohl auf der Seite der Menschen, die von Arbeitslosigkeit bedroht sind, als auch auf der Seite derer, die wirtschaftlich und politisch versuchten, Verantwortung zu tragen.

Im Gespräch mit der Bundestagsabgeordneten Kerstin Griese (SPD), die auch Kirchenbeauftragte ihrer Fraktion und Mitglied der EKD-Synode ist, plädierte Huber auch für einen anderen Umgang mit Menschen, die vorübergehend oder dauerhaft von Armut betroffen sind. "Dass Menschen arm sind, ändert nichts daran, dass sie mitgestalten und sich selbst einbringen können."

Gerade die Kirchen sollten diese Menschen stärken und nicht nur betreuen. Es reiche nicht, sie lediglich zu Ausgabezeiten von Lebensmitteln oder Bekleidung willkommen zu heißen. Notwendig sei zudem eine Rückbesinnung auf das Familien-Ethos und "eine Verbesserung der Wertschätzung der Familie in der Vielfalt ihrer Formen". Nach Ansicht Hubers ist "Familie nicht nur dort, wo Kinder sind". Vielmehr müsse der Generationenverbund wieder "als riesiges Geschenk" gesehen werden.

Im Zusammenhang mit der demografisch bedingten weiteren Zunahme der Zahl pflegebedürftiger alter Menschen sprach sich der Ratsvorsitzende der EKD für einen humaneren Umgang mit Senioren aus. Gleichzeitig räumte der Berliner Bischof ein, dass eine Betreuung, die auch auf die kommunikativen und sozialen Bedürfnisse der Pflegebedürftigen eingeht, ohne eine Umschichtung von Geld nicht machbar ist.

Die Diskussion in Deutschland darüber, ob Pflegende künftig zur Gruppe der Mindestlöhner zählen sollen, habe gezeigt, dass hierzulande "kein Verständnis dafür da ist, dass Pflegebedürftigkeit etwas menschliches ist", bedauerte Huber. Zwar gebe es inzwischen Pflege-Assistenten, doch die würden "noch mal dramatisch schlechter bezahlt", als die Pflegerinnen selbst, sagte Huber. Damit sich im Umgang mit pflegebedürftigen Senioren etwas ändert, ist es nach seiner Auffassung notwendig, dass alle "die instinktive Scheu" davor ablegten, dass sie selbst einmal alt und pflegebedürftig sein werden.

10. Juni 2009

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