Warnung vor wachsender Kluft zwischen Armen und Reichen

Berlin (epd). Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Bischof Wolfgang Huber, hält die wachsende Kluft zwischen Arm und Reich für eines der drängendsten Probleme in Deutschland. Statt des Rechts des Stärkeren müsse die Stärke des Rechts gelten, um das Sozialstaatsgebot des Grundgesetzes zu erfüllen, sagte Huber am Sonntagabend in der ARD-Talkshow "Anne Will". Zugleich verlangte Huber als Konsequenz aus der Wirtschaftskrise Transparenz bei Managergehältern.

Ein "System falscher Anreize" habe dazu geführt, dass einzelne Investmentbanker sehr hohe Verdienste hatten, während die Risiken auf andere abgeschoben wurden. Selbstregulierung in den Unternehmen sollte zur Offenlegung der Gehälter führen. Das wäre besser als ein staatlicher Eingriff, sagte Huber.

Dieter Zetsche, Vorstandschef der Daimler AG, sagte, in seinem Unternehmen sei Transparenz "in ganz hohem Maße" gegeben. Zudem wachse mit steigender Verantwortung der erfolgsabhängige Teil der Bezüge. Er selbst verdiene wegen schlechter Bilanzen im laufenden Jahre 70 Prozent weniger als zuvor. "Ich halte diese Solidarität für absolut richtig", sagte Zetsche.

"Ich glaube nicht, dass man Gehälter mit Gesetzen regeln kann", sagte die Frauenrechtlerin Alice Schwarzer. Sie verlangte eine Wertedebatte in der Gesellschaft. Insbesondere in den Schulen müsse über Ethik und Werte gesprochen werden.

Der ehemalige Außenminister Hans-Dietrich Genscher verwies in der Gesprächsrunde zu 60 Jahren Grundgesetz, dass ebenso international Solidarität und Gerechtigkeit geschaffen werden müssen. Auch auf den globalen Märkten dürfe nicht das Recht des Stärkeren herrschen.

25. Mai 2009

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