Steinmeier: 9. Oktober wird in Erinnerungskultur unterschätzt

Leipzig (epd). Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) hat dazu aufgefordert, dem 9. Oktober 1989 ein größeres Gewicht in der deutschen Erinnerungskultur zu geben. Der Tag, an dem die für die friedliche Revolution entscheidende Montagsdemonstration in Leipzig stattfand, werde häufig noch unterschätzt, sagte er am Donnerstag laut Redemanuskript in der Leipziger Nikolaikirche.

Mit dem Tag der Deutschen Einheit und dem des Mauerfalls gebe es zwar zwei weitere "erinnerungsmächtige Daten". Der dazwischen liegende 9. Oktober werde in der bundesweiten Erinnerungskultur aber zu Unrecht eingeebnet, erklärte der Minister, der die traditionelle "Rede zur Demokratie" am Jahrestag der friedlichen Proteste hielt.

Dabei habe an diesem Tag im Herbst 1989 "alles seinen Ausgang" genommen. Die Leipziger Bürger hätten ihre Freiheit und ihr Leben für eine neue politische Zukunft riskiert. Steinmeier verwies aber auch auf die Demokratiebewegungen in Polen, Ungarn und der damaligen Tschechoslowakei. Ohne sie sei die friedliche Revolution in der DDR kaum denkbar. "Gerade im nächsten Jahr, 20 Jahre nach den historischen Ereignissen, haben wir allen Grund, unseren europäischen Nachbarn zu danken", sagte der Außenminister.

Zur Erinnerung an die friedliche Revolution sind für den Abend mehrere Veranstaltungen in der Leipziger Innenstadt geplant. Neben einem Friedensgebet in der Nikolaikirche ist ab 21 Uhr auf dem Platz vor der Kirche eine "Nacht der Kerzen" vorgesehen. Aus 5.000 Kerzen soll eine leuchtende "89" entstehen.

Am 9. Oktober 1989 zogen nach Friedensgebeten in vier Leipziger Kirchen rund 70.000 Menschen über den Altstadtring, um für friedliche Veränderungen in der DDR und gegen die SED-Diktatur zu demonstrieren. Die bewaffneten Sicherheitskräfte hielten sich angesichts der unerwartet hohen Zahl von Demonstranten zurück.

09. Oktober 2008

Herbst ‚89 – Aufbruch zur Demokratie

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