Olympia-Protest: Armbänder gehen auch ins Ausland

Hannover (epd). Kurz vor Beginn der Olympischen Spiele in Peking hat die hannoverschen Landeskirche mehr als 224.000 Protest-Armbänder gegen Verletzungen der Menschenrechte in China versandt. In den vergangenen Tagen seien sogar Bestellungen aus Frankreich, Italien, Schweden, Polen und Indien eingegangen, teilte die evangelische Landeskirche am Mittwoch mit. Eines der schwarzen Silikon-Armbänder ging an den Schwimmer und Olympia-Teilnehmer Lars Conrad (32) aus Hannover, der 2004 in Athen Silber in der 4x100 Meter-Lagen-Staffel gewann.

Der evangelische Olympiapfarrer Thomas Weber hat insgesamt 200 Armbänder im Gepäck. "Ich werde die Sportler, mit denen ich ins Gespräch komme, darauf ansprechen", berichtete er am Mittwoch dem Evangelischen Kirchenfunk Niedersachsen in einem Telefon-Interview aus Peking. In bestimmten Zonen sei es jedoch verboten, solche Bänder zu tragen. Die Armbänder sind mit dem Bibelvers "...dass Gerechtigkeit und Friede sich küssen" bedruckt.

Auch die Sportler-Initiative "netzathleten.de" hat ein Armband für die Menschenrechte herausgebracht. Das blau-grüne Band mit dem Aufdruck "Sports for Human Rights" wurde bisher rund 100.000-mal gegen eine Gebühr von einem Euro versandt, sagte Mitbegründer Florian Calmbach dem epd. Der Erlös geht nach Abzug eines Kostenanteils an Amnesty International.

Unterstützt wird diese Aktion von Olympia-Teilnehmern wie der vierfachen Goldmedaillen-Gewinnerin im Rudern, Kathrin Boron, der Judo-Olympiasiegerin Yvonne Bönisch, dem Hockey-Nationalspieler Tibor Weißenborn und dem Kanuten und Bronzemedaillen-Gewinner Stefan Pfannmöller. "Ich bin eine mündige Athletin und lasse mir keinen Maulkorb verpassen", sagte Boron.

Die Athleten in Peking dürfen die Bänder allerdings nicht an den Wettkampfstätten oder im Olympischen Dorf tragen. Hier sind sowohl politische Demonstrationen als auch Banner, Poster oder Bändchen untersagt. Dagegen gilt das "Deutsche Haus", in dem ARD und ZDF ihre Studios einrichten, nach Angaben des Deutschen Olympischen Sportbundes nicht als "olympische Stätte". Bei den täglichen Pressekonferenzen könnten die Athleten hier ihre eigene Meinung äußern.

Die schwarzen Bänder der Kirche, die gegen eine Spende versandt werden, sollten ursprünglich nur in einer Auflage von 2.000 Stück verschenkt werden. Die Aktion stieß aber auch bei Schulklassen, Sportvereinen oder Kirchengemeinden auf große Resonanz. Inzwischen wurden mehr als 30.000 Euro für die Menschenrechtsorganisation "Asian Human Rights Commission" in China gespendet. "Wir freuen uns über das Sportereignis, aber wir werden uns nicht von Glitzerfassaden blenden lassen", sagte die hannoversche Bischöfin Margot Käßmann.

06. August 2008


100 Spitzensportler fordern China zu Wahrung der Menschenrechte auf

Berlin (epd). Kurz vor Eröffnung der Olympischen Spiele in Peking haben über 100 internationale Sportlerinnen und Sportler den chinesischen Staatspräsidenten Hu Jintao zur Einhaltung der Menschenrechte aufgefordert. "Der Sport kann sich nicht der Frage entziehen, was außerhalb der Wettkampfstätten passiert", begründete der dreifache Schwimm-Olympiasieger Michael Groß den öffentlichen Appell. Das gelte besonders bei den diesjährigen Sommerspielen, die Gastgeber China unter das Motto "eine Welt - ein Traum" gestellt habe.

Der Appell, der von der Initiative "Sports for Peace" zusammen mit Amnesty International und der Internationalen Kampagne für Tibet initiiert wurde, erschien den Angaben zufolge auch als Anzeige in der weltweiten Mittwochsausgabe der US-Zeitung "International Herald Tribune". Zu den prominenten Athletinnen und Athleten, die bisher den Appell unterzeichneten, gehören aus Deutschland unter anderen die Olympia-Siegerinnen Yvonne Bönisch (Judo), Ulla Salzgeber (Reiten) sowie die Beachvolleyballerin Helke Claasen.

Auch die mehrfache deutsche Meisterin im Fechten Imke Duplitzer sowie die Fußballweltmeisterin Silke Rottenberg schlossen sich dem Aufruf an, ebenso wie die früher aktiven Spitzensportler Sandra Völker, Dagmar Hase und Britta Kamrau (Schwimmen), der Ruderer Stephan Volkert, der Boxer Sven Ottke und die Leichtathletin Ulrike Nasse-Meyfarth.

Auf die anhaltende Verletzung der Menschenrechte im Olympialand China wollen Tibet-Initiativen ab diesen Donnerstag zudem mit einem bundesweiten "Protestival" aufmerksam machen. Geplant sind in den nächsten 17 Tagen rund 50 Aktionen in 30 Städten, darunter auch in Berlin, München und Frankfurt. Damit solle die Forderung nach einer friedlichen Lösung der Tibetfrage sowie nach einem Ende von Folter, Todesstrafe und anderen Menschenrechtsverletzungen in China bekräftigt werden, erklärten die Veranstalter am Mittwoch in der Bundeshauptstadt.

06. August 2008

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