Bischof Kähler plädiert für neuen Umgang mit Sterben und Tod

Arnstadt (epd). Der Thüringer evangelische Landesbischof Christoph Kähler hat eine breite gesellschaftliche Debatte zu Sterben und Tod angemahnt. In den aktuellen Diskussionen um Sterbehilfe werde deutlich, dass die Gesellschaft beim Umgang mit diesem Thema "große Schwierigkeiten" habe, sagte der stellvertretende Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland am Dienstagabend in Arnstadt. Gleichzeitig warnte der Bischof als Mitglied des Deutschen Ethikrates vor Erwartungen, dieses Gremium könne zu dieser Frage kurzfristig "knackige Antworten" anbieten.

Kähler war Teilnehmer eines Podiums, mit dem das Arnstädter Marienstift an seinen langjährigen Leiter Friedrich Behr erinnerte. Behr, dessen Geburtstag sich zum 110. Mal jährte, hatte in der NS-Zeit die Heimbewohner vor dem "Euthanasie"-Programm der Nazis bewahrt. Der Bischof betonte, nach dem Verlust des gesellschaftlichen Konsenses zum Thema Sterben könnten neue Antworten nur allmählich gefunden werden. Dazu sei "eine lange Diskussion" erforderlich. Vom Ethikrat dürften jedoch "keine schnellen Politik-Rezepte" für aktuelle Entscheidungen erwartet werden, fügte Kähler hinzu.

Der frühere Thüringer Justizminister Harald Schliemann (CDU) wandte sich nachdrücklich gegen ein "Töten auf Verlangen" und gegen "Selbstmord-Möglichkeiten aus den Gelben Seiten". Gleichzeitig warnte er vor der Gefahr, dass sich in einer immer älter werdenden Gesellschaft der Druck auf alte und kranke Menschen zur Selbsttötung erhöhen könnte. Schliemann gehörte in seiner Amtszeit zu den Initiatoren der Bundesratsinitiative der Länder Thüringen, Hessen und Saarland für ein Verbot der gewerbsmäßigen Sterbehilfe in Deutschland.

16. Juli 2008

Weitere epd-Meldungen