Deutscher Auslandspfarrer in Simbabwe: Opposition hat kaum Zukunft

Hannover (epd). Der deutsche evangelische Auslandspfarrer in Simbabwe, Klaus-Peter Edinger, sieht die Zukunft der Opposition in dem afrikanischen Land pessimistisch. "Ich fürchte, dass sie zerplatzt wie eine Seifenblase", sagte Edinger am Montag bei einem Besuch in Hannover. "Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie die Kraft hat, eine Bewegung aufzustellen, die in nächster Zeit die Regierung von Präsident Robert Mugabe ablösen könnte."

Am Sonntag hatte Simbabwes Oppositionsführer Morgan Tsvangirai wegen massiver Gewalt gegen seine Anhänger seinen Rückzug von der Stichwahl am 27. Juni um die Präsidentschaft verkündet. Nach Meinung Edingers wird sich nun Mugabe (84) erneut zum Präsident küren lassen. Die Regierung wolle um keinen Preis die Macht abgeben: "Sie will und muss an der Macht bleiben, weil es diesen Leuten sonst an den Kragen geht."

Während Mugabe selbst noch auf einen Alterssitz auf den Land hoffen dürfe, müsse die Führung von Armee und Polizei damit rechnen, vor Gericht gestellt zu werden. Mugabes Anhänger gehen Edinger zufolge brutal gegen Oppositionelle vor. Sie würden zusammengeschlagen, ihre Hütten angezündet und ihre Felder verbrannt. Alten Männern seien die Gliedmaßen gebrochen worden, anderen das Gesäß verbrannt.

Die Kirchen gehören laut Edinger nach dem Verbot von Hilfsorganisationen zu den wenigen in Simbabwe, die humanitäre Hilfe leisten könnten "Wir können nicht mehr schweigen und nicht mehr neutral bleiben", sagte er. Kirchliche Organisationen hätten mehrere hundert Flüchtlinge untergebracht und verteilten Lebensmittel. Allerdings sprächen die Kirchen nicht mit einer Stimme. Unter ihren Repräsentanten gebe es auch glühende Verehrer von Präsident Mugabe.

Die Möglichkeiten, von außen auf das Land einzuwirken, schätzt Edinger gering ein. Weder die EU noch afrikanische Staaten könnten durch Druck auf Mugabe etwas erreichen: "Äußerungen und Aufforderungen beeindrucken ihn nicht. Da habe ich keine Illusionen." Das Weltinteresse an Simbabwe sei insgesamt nicht sehr groß. Edinger rechnet damit, dass die Gewalt bald nachlassen wird, da keine Wähler mehr eingeschüchtert werden müssten. Tsvangirai hatte im ersten Wahlgang Ende März nach offiziellen Angaben fast 48 Prozent der Stimmen bekommen, Mugabe nur rund 42 Prozent.


23. Juni 2008