Appell europäischer Bischöfe für wirksamen Klimaschutz

Hannover (epd). Zum Auftakt der Weltklimakonferenz haben europäische Kirchen-Oberhäupter zu mehr Anstrengungen beim Klimaschutz aufgerufen. Gefragt sei in der globalen Klimapolitik ein radikaler Wandel der Mentalität und des Bewusstseins, heißt es in einem am Montag in Hannover veröffentlichten Schreiben. Ein wirksames und gerechtes Klimaschutzabkommen setze einen Gerechtigkeitsbegriff voraus, der über nationale Interessen hinausgehe und Klima als ein globales öffentliches Gut begreife. Der Aufruf wurde vom anglikanischen Erzbischof von Canterbury, Rowan Williams, dem Erzbischof der lutherischen Kirche von Schweden, Anders Wejryd, und dem Vorsitzenden des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Bischof Wolfgang Huber, verfasst.

Darin heißt es: "Jeder Mensch, in unserer und in kommenden Generationen, hat das gleiche Recht, die natürlichen Ressourcen der Erde auf eine nachhaltige Weise zu nutzen." Vorsichtiger Optimismus, dass der Kampf gegen den Klimawandel gewonnen werden könnte, sei gedämpft worden, stellen die Kirchen-Oberhäupter aus Deutschland, Großbritannien und Schweden fest.

Bisherige Klimaverhandlungen seien häufig von gebrochenen Versprechen und verpassten Gelegenheiten geprägt gewesen. Deshalb seien von allen Regierungen Schritte gefordert, um das Vertrauen in der internationalen Gemeinschaft wiederherzustellen, das zwischen Norden dun Süden derzeit geschwunden sei. Denn ein neues Abkommen habe nur dann Erfolg, "wenn es von allen teilnehmenden Ländern als angemessen und gerecht wahrgenommen wird".

Das Schreiben der Kirchenrepräsentanten richtet sich an EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso, den EU-Ratspräsidenten und portugiesischen Regierungschef José Socrates, UN-Generalsekretär Ban Ki Moon sowie die Regierungschefs Angela Merkel (Deutschland), Gordon Brown (Großbritannien) und Fredrik Reinfeldt (Schweden). Darin plädieren die Geistlichen für eine gemeinsame Verpflichtung aller Länder, die klimaschädlichen Emissionen weltweit bis zum Jahr 2050 mindestens um 80 Prozent zu senken.

Eine Vorreiterrolle müssten die Industrieländer einnehmen und ihre Emissionen bis 2020 um 30 bis 40 Prozent drosseln. Besondere Anstrengungen seien auch von Ländern gefordert, die sich in einem Prozess rascher Industrialisierung befinden.

Die Bischöfe betonen in ihrem Schreiben, dass der Klimawandel mehr erfordere als Umweltschutz: "Er erfordert auch, die Armut zu bekämpfen und für die Sicherheit der Menschen zu sorgen." Tatenlosigkeit beim Klimaschutz gefährde auch die Umsetzung der Millenniumsziele zur Bekämpfung der Armut, heißt es warnend.

Zur Finanzierung von Klimaschutz empfehlen die Bischöfe, zusätzliche Gelder zur Verfügung zu stellen, die nicht auf die Entwicklungshilfe angerechnet werden: "Entwicklungsländer sollten Zahlungen aus Entwicklungshilfeprogrammen nicht umlenken, um ihre Projekte zur Anpassung an den Klimawandel zu finanzieren." In diesem Zusammenhang äußern die Bischöfe Enttäuschung darüber, dass das vereinbarte Ziel, 0,7 Prozent des Bruttonationaleinkommens für die Entwicklungszusammenarbeit bereitzustellen, noch immer nicht erreicht sei. In der EU wird diese Vorgabe bisher nur von Dänemark, den Niederlanden und Schweden erfüllt.

03. Dezember 2007

EKD-Pressemitteilung " Klima als ein globales öffentliches Gut in den Blick nehmen" (mit Brief in deutscher und englischer Sprache)

Klima-Appell des EKD-Ratsvorsitzenden

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