Am ersten Advent beginnt das neue Kirchenjahr

Proteste gegen Weihnachtsrummel

Frankfurt a.M. (epd). Am ersten Adventssonntag beginnt für evangelische und katholische Christen das neue Kirchenjahr. Bei vielen Christen ist die Sehnsucht nach mehr meditativer Ruhe in der Adventszeit gewachsen. Die zunehmende Kommerzialisierung der Wochen vor Weihnachten ist den Kirchen seit Jahren ein Dorn im Auge. Knapp ein Jahr nach Inkrafttreten des neuen Berliner Ladenöffnungsgesetzes haben beide großen Kirchen im November beim Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe Verfassungsbeschwerde gegen die weitreichenden Sonntagsöffnungen in der Bundeshauptstadt eingelegt.

Neben Berlin können nach Angaben des Hauptverbandes des Deutschen Einzelhandels auch die Geschäfte in Brandenburg, Sachsen und Sachsen-Anhalt an allen vier Adventssonntagen aufmachen. Die Einzelhändler in anderen Bundesländern - zum Beispiel in Bayern - dürfen grundsätzlich die Läden an diesen Tagen nicht öffnen. Dennoch haben einige Geschäfte in einzelnen Kommunen geöffnet. Grund sind hier Ausnahmeregelungen, etwa in touristischen Regionen.

Die Kirchen plädieren dafür, "die erweiterten Ladenöffnungszeiten nicht nur aus der Perspektive der Kunden, sondern zugleich aus der Sicht der im Handel beschäftigten Mitarbeiter zu betrachten". Zudem müsse der Schutz der Sonn- und Feiertage im Zusammenhang mit der Religionsfreiheit betrachtet werden.

Beide Kirchen starten in der Adventszeit zudem wieder ihre traditionellen Spendenaufrufe. Die evangelische Hilfsaktion "Brot für die Welt" wird am 2. Dezember im hessischen Marburg eröffnet. Das katholische Hilfswerk "Adveniat" startet seine Weihnachtsaktion in Mainz. Beide kirchlichen Sammelaktionen wollen in diesem Jahr auf die Armut in Süd- und Mittelamerika aufmerksam machen.

Die Adventszeit wird von einem umfangreichen Brauchtum begleitet. Im Dezember stellen viele Menschen einen Adventskranz mit vier Kerzen auf, Kinder öffnen bis zum Heiligen Abend jeden Tag ein Türchen ihres Adventskalenders. Diese Traditionen sind noch relativ jung. Der Hamburger Theologe Johann Hinrich Wichern ließ 1839 in dem von ihm gegründeten "Rauhen Haus", einem Heim für verwahrloste Jugendliche, einen großen hölzernen Kranz aufhängen. Dieser trug für jeden Tag bis Weihnachten eine Kerze. Adventskalender sollen erstmals um die Jahrhundertwende in München in größerer Auflage produziert worden sein.

Das jahrhundertealte Brauchtum wird heute durch digitale Angebote ergänzt. Vom 28. November an gibt es zum Beispiel wieder einen multimedialen Adventskalender der Evangelischen Kirche in Deutschland zum Selberbasteln per Mausklick (www.advent-ist-im-dezember.de). Zusätzlich gibt es auf der Internetseite www.advent-ist-im-dezember.de Informationen zu Advent und Weihnachten.

Zum Nachdenken und Meditieren lädt die Aktion des ökumenischen Vereins "Der andere Advent" aus Hamburg ein. Mit Texten, Bildern und Grafiken will der Kalender zwischen dem 1. Dezember und dem 6. Januar zu täglich "zwölf Minuten Stille" einladen. Erklärtes Ziel der Aktion ist es, die Advents- und Weihnachtszeit zu entschleunigen und zu vertiefen (www.anderezeiten.de).

29. November 2007

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