Kirchen ebnen Weg für Fusionen

Voten für mitteldeutsche Kirche und "Nordkirche" - Auftrieb für Reformpläne

Wittenberg/Greifswald/Plau am See (epd). Kirchenparlamente in Ostdeutschland haben am Wochenende den Weg für Fusionen evangelischer Kirchen geebnet. Nach der mecklenburgischen befürwortete am Sonntag auch die pommersche Synode Gespräche mit Nordelbien über eine künftige "Nordkirche". Die Synode der Kirchenprovinz Sachsen hatte zuvor im zweiten Anlauf einer Vereinigung mit der Thüringer Landeskirche zugestimmt. Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Bischof Wolfgang Huber, beglückwünschte die Beteiligten an den Fusionsplänen.

Der Bischof der Kirchenprovinz, Axel Noack, äußerte sich zuversichtlich über eine Fusion mit Thüringen. "Wir sind noch nicht über den Berg, aber einen bedeutsamen Schritt weiter", sagte er am Samstag in Wittenberg. Die Kirchenprovinz Sachsen und die Thüringer Kirche wollen zusammen am 1. Januar 2009 die Vereinigte Evangelische Kirche in Mitteldeutschland bilden. Für den Thüringer Bischof Christoph Kähler ist damit "ganz klar entschieden, was unser gemeinsames Ziel ist". Die Thüringer Synode hatte der Fusion bereits im April zugestimmt.

Die mitteldeutsche Kirche wird rund 950.000 Mitglieder umfassen. Sie erstreckt sich über die größten Teile der Länder Sachsen-Anhalt und Thüringen sowie über kleinere Gebiete Brandenburgs und Sachsens. Gemeinsamer Bischofssitz ist Magdeburg. Erfurt ist als Standort der gemeinsamen Kirchenverwaltung vorgesehen. Die beiden Kirchen bilden seit 2004 bereits eine Föderation. Die Kirche Anhalts - mit rund 50.000 Mitgliedern die kleinste evangelische Landeskirche Deutschlands - hält dagegen weiter an ihrer Eigenständigkeit fest.

Für den Zusammenschluss zweier etwa gleichgroßer Kirchen wie in Mitteldeutschland gibt es Kähler zufolge innerhalb der EKD bisher kein Beispiel. Unter Hinweis auf die Pläne für eine "Nordkirche" sagte er, die Erfahrungen und Fehler der mitteldeutschen Kirchen würden in der EKD sehr genau beobachtet. Kähler ist auch stellvertretender EKD-Ratsvorsitzender. Bischof Noack betonte, das positive Votum der Kirchenprovinz werde auch anderen Kirchen bei ihren Reformbestrebungen Mut machen.

Die Synode der mecklenburgischen Kirche sprach sich unterdessen in Plau am See mit großer Mehrheit für Fusionsverhandlungen mit der nordelbischen und der pommerschen Kirche aus. Das pommersche Kirchenparlament befürwortete in Greifswald mit deutlicher Mehrheit ebenfalls Gespräche über die Bildung einer "Nordkirche". Eine Entscheidung der nordelbischen Synode dazu wird am nächsten Wochenende erwartet. Wenn auch diese positiv ausfällt, soll der Entwurf eines Fusionsvertrages den drei Landessynoden im Herbst 2008 zur Entscheidung vorgelegt werden. Bis 2011 soll eine gemeinsame Verfassung entstehen.

"Das wird kein einfacher Weg werden, da er allen Kirchen Veränderungen abverlangt", sagte der Greifswalder Bischof Hans-Jürgen Abromeit nach der Abstimmung am Sonntag. In den Sondierungsgesprächen seien aber vertrauensvolle Grundlagen für diesen Prozess geschaffen worden.

Ziel ist die Bildung einer gemeinsamen evangelischen "Nordkirche", die die Bundesländer Hamburg, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern umfasst. Die Kirche hätte rund 2,5 Millionen Mitglieder und wäre eine der größten unter den evangelischen Landeskirchen.

19. November 2007

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