Protestantische Landschaft im Wandel

In dieser Woche wollen ostdeutsche Landeskirchen über ihre Zukunft entscheiden

Von Stephan Cezanne (epd)

Frankfurt a.M. (epd). Die protestantische Kirchenlandschaft mit rund 25 Millionen Christen in Deutschland ist im Wandel. In dieser Woche wollen mehrere Synoden über die Zukunft ihrer Kirche entscheiden. Ein zweiter Anlauf ist geplant für eine Fusion der beiden mitteldeutschen Landeskirchen - Kirchenprovinz Sachsen und Thüringen - mit zusammen knapp einer Million Mitgliedern. Auch ein Zusammenschluss der Landeskirchen in Schleswig-Holstein, Hamburg und Mecklenburg-Vorpommern rückt näher. Im Falle einer Vereinigung wäre die "Nordkirche" mit 2,5 Millionen Mitgliedern eine der größten Landeskirchen.

Stimmt die Synode der Kirchenprovinz Sachsen am Samstag in der Lutherstadt Wittenberg für die schon lang geplante Fusion mit Thüringen, dann schlössen sich erstmals zwei etwa gleich große Landeskirchen zusammen. Kommt aber auch im zweiten Anlauf die nötige Zweidrittelmehrheit nicht zustande, ist wohl auf Jahrzehnte die Chance für eine Neugliederung vertan, meinen Beobachter.

In der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Thüringen war die erforderliche Mehrheit für die Fusion bereits im Frühjahr erreicht worden. Der Ausgang in der Kirchenprovinz Sachsen gilt als genauso offen wie vor sieben Monaten. Der Bischof der Kirchenprovinz, Axel Noack (Magdeburg), sieht die wichtigsten Streitfragen jedoch geklärt.

Die Kirchenprovinz Sachsen erstreckt sich über das Land Sachsen-Anhalt bis nach Brandenburg, Sachsen und Thüringen. Der Bereich der Thüringer Landeskirche befindet sich fast ausschließlich in den Landesgrenzen des Freistaates, Teile im Norden und im Süden sowie der Großraum Erfurt gehören allerdings zur Kirchenprovinz. Beide Kirchen hatten im Sommer 2004 bereits eine Föderation beschlossen.

Über den Beginn von Fusionsverhandlungen mit Ziel einer künftigen "Nordkirche" gemeinsam mit Pommern und der nordelbischen Kirche in Schleswig-Holstein und Hamburg wollen am Wochenende die Kirchenparlamente der mecklenburgischen und pommerschen Landeskirche entscheiden. Sollte eine neue Kirchenstruktur entlang der deutschen Ostseeküste entstehen, sollen die Kirchenkreise in Schleswig-Holstein und Hamburg (Nordelbien) auf fünf Prozent ihrer Finanzmittel zugunsten der Gemeinden in "Meck-Pomm" verzichten. Bereits in einem Jahr sollen der Fusionsvertrag und bis 2011 die neue Verfassung beschlossen werden.

Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) hatte in ihrem im vergangenen Jahr erschienenen Reformpapier "Kirche der Freiheit" angeregt, die Zahl der 23 EKD-Kirchen auf maximal zwölf zu verringern. Das in der Zeit nach dem Wiener Kongress (1815) entstandene deutsche Landeskirchensystem wird von Kritikern schon lange als Anachronismus bewertet.

Die laufenden Pläne zur Fusion von Kirchen werden allerdings schon sehr viel länger diskutiert. Drei Jahre zurück liegt etwa der Zusammenschluss der Berlin-Brandenburgischen Kirche und der Kirche der schlesischen Oberlausitz zur Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz mit rund 1,3 Millionen Mitgliedern.

Doch nicht alle evangelischen Landeskirchen streben eine Fusion an. So hatte zuletzt Mitte November die Lippische Landeskirche, mit 192.000 Mitgliedern eine der kleinsten evangelischen Kirchen in Deutschland, nach einer Gemeindebefragung ihren Willen zur weiteren Eigenständigkeit bekundet. Auch die kleinste Kirche innerhalb der EKD, die Evangelische Landeskirche Anhalt mit rund 53.000 Mitgliedern, will eigenständig bleiben. Dies bekräftigten die Synodalen zum Abschluss der Frühjahrstagung 2007.

14. November 2007

EKD-Impulspapier "Kirche der Freiheit"

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