Bundestag: Bischof Huber erinnert an Reichspogromnacht und Mauerfall

Berlin (epd). Der Vorsitzende des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Wolfgang Huber, hat an den Fall der Mauer und die Reichspogromnacht von 1938 erinnert. "Eine größere Spannung lässt sich nicht denken als die zwischen dem 9. November 1989 und dem 9. November 1938", sagte der Berliner Bischof am Freitag in der Christlichen Morgenfeier im Bundestag.

Das Widersprüchliche des doppelten Gedenkens könne aber zusammengehalten werden, weil vor Gott "alles aufgedeckt" sei. Vor 18 Jahren "wurde nicht nur eine Sperranlage geöffnet, da riss der Himmel auf", erinnerte Huber. Unvergesslich sei die Freude nach der Öffnung der Mauer.

In aller Öffentlichkeit habe sich "der Tag der Gewalt gegen jüdische Gotteshäuser, gegen jüdisches Eigentum, gegen jüdische Menschen" im Jahr 1938 vollzogen, sagte der Ratsvorsitzende. Nur mit Demut und Beschämung könne daran gedacht werden, dass bei diesem Ausbruch des Judenhasses "Nachbarn ihre Augen gerade nicht öffneten, sondern verschlossen hielten." Huber folgerte: "Öffnen wir unsere Augen!"

In den Sitzungswochen des Bundestages werden regelmäßig christliche Morgenfeiern gehalten. Gestaltet werden sie von den beiden Verbindungsbüros der evangelischen und der katholischen Kirche in Zusammenarbeit mit Abgeordneten und Mitarbeitern des Bundestages.

09. November 2007

EKD-Pressemitteilung "Bischof Huber gedenkt im Bundestag der Reichspogromnacht und des Mauerfalls"

Wortlaut der Andacht des EKD-Ratsvorsitzenden


Gedenken an Reichspogromnacht vor 69 Jahren

Vertreter aus Politik und Religion warnen vor neuem Rechtsextremismus

Frankfurt a.M. (epd). Bei Gedenkfeiern zur Reichspogromnacht vom 9. November 1938 haben Vertreter aus Politik und Religion vor einem Wiedererstarken des Rechtsextremismus gewarnt. Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (CDU) rief am Freitag zu Mut und Zivilcourage auf. Die Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland, Charlotte Knobloch, mahnte, der NS-Terror gerate zunehmend in Vergessenheit. Der Berliner Bischof Wolfgang Huber erinnerte in einer Andacht im Bundestag an die Verbrechen in der Reichspogromnacht.

In der Nacht vom 9. zum 10. November 1938 wurden in Deutschland Synagogen angezündet, jüdische Friedhöfe geschändet, Geschäfte und Wohnungen von Juden demoliert und geplündert. Hunderte Juden wurden ermordet, Zehntausende in Konzentrationslager deportiert.

Rüttgers unterstrich in der Kölner Synagoge, jeder Form von Rechtsextremismus müsse der Boden entzogen werden. Immer wenn Menschen ausgegrenzt würden, müsse widersprochen werden. Die jüdische Gemeinde in Köln feierte in der Gedenkstunde die Rückkehr ihrer restaurierten Thora-Rolle, die 1938 aus der brennenden Synagoge gerettet worden war.

Knobloch erklärte am Donnerstagabend in München, mit dem Gedenken an die Reichspogromnacht vor 69 Jahren solle ein Zeichen gegen Hass und rechte Gewalt gesetzt werden. Dabei warnte sie vor aktuellen Entwicklungen. Einer Umfrage zufolge sei inzwischen jeder vierte Deutsche der Auffassung, dass der Nationalsozialismus auch gute Seiten gehabt habe. Die frühere TV-Moderatorin Eva Hermann scheine mit ihren Ansichten kein Einzelfall zu sein, sondern vielmehr ein "Paradebeispiel nationaler Amnesie". Dadurch werde neuen Diskriminierungen Tür und Tor geöffnet.

Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Wolfgang Huber, sagte, in aller Öffentlichkeit habe sich "der Tag der Gewalt gegen jüdische Gotteshäuser, gegen jüdisches Eigentum, gegen jüdische Menschen" 1938 vollzogen. Nur mit Demut und Beschämung könne daran gedacht werden, dass bei diesem Ausbruch des Judenhasses Nachbarn ihre Augen verschlossen hielten. "Öffnen wir unsere Augen", forderte der Bischof..

09. November 2007

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