EKD-Synode berät über Reformprozess

Dresden (epd). Die Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) hat am Montag die Beratungen über den weiteren kirchlichen Reformprozess aufgenommen. Der Theologe Peter Bukowski brachte dazu den Entwurf einer "Kundgebung" ein, der vom Kirchenparlament verabschiedet werden soll. Die evangelische Kirche sei "kein Verein zur musealen Pflege religiöser Traditionsgüter", sagte Bukowski vor den Synodalen.

Der von einem Vorbereitungsausschuss erarbeitete Text solle zur Klärung beitragen, wofür die evangelische Kirche stehe und was man von ihr in Zukunft unter veränderten Rahmenbedingungen erwarten könne, sagte Bukowski. Der Reformprozess war im vergangenen Jahr durch das vom Rat der EKD vorgelegte Impulspapier "Kirche der Freiheit" angestoßen worden. Hintergrund der Reformbestrebungen ist der erwartete Mitgliederschwund der evangelischen Kirche in den kommenden Jahren und die damit verbundene Schwächung der Finanzkraft.

Die evangelische Kirche stehe dafür, dass sie unter sich ändernden Bedingungen bei ihrem Thema, der Förderung der Begegnung mit Gott, bleibe, heißt es im Kundgebungsentwurf. Darin werden unter anderem ein Themenmanagement für gemeinsame Positionen und eine "Landkarte von Kompetenzzentren" empfohlen. Zudem wird ein Kriterienkatalog für die Zuordnung von Aufgaben zu bestimmten kirchlichen Ebenen gefordert.

Im Zuge des Reformprozesses soll dem Entwurf zufolge auch die Mitwirkung der Synode gestärkt werden. So soll eine gemischte Kommission eingesetzt werden, um das Verhältnis zwischen den EKD-Organen – Rat, Synode und Kirchenkonferenz – zu überprüfen. "Dabei soll eine gemeinsame und ausbalancierte Verantwortung für das Ganze der Kirche erreicht werden", heißt es im Text.

Der Bonner Theologieprofessor Eberhard Hauschildt sagte in einem Referat zum Schwerpunktthema, es gebe auf fast allen Ebenen der Kirche ein "Leitungsvakuum". Die Zuständigkeiten der kirchlichen Ebenen und Gremien müssten besser geklärt werden, empfahl Hauschildt. Eine "durchschlagende Organisationsreform einfach von oben her" sei indes in der evangelischen Kirche nicht möglich und auch nicht wünschenswert.

Die EKD-Synode war am Sonntag eröffnet worden. Die Tagung des Kirchenparlaments in der sächsischen Landeshauptstadt endet am Mittwochabend. Die Synode ist das höchste Entscheidungsgremium der EKD, die rund 25,4 Millionen Protestanten in Deutschland repräsentiert.

05. November 2007

Texte zum Schwerpunktthema "evangelisch Kirche sein"

Berichterstattung über die Tagung der EKD-Synode in Dresden

Informationen zum Impulspapier des Rates der EKD "Kirche der Freiheit. Perspektiven für die evangelische Kirche im 21. Jahrhundert"


EKD-Synode berät über Reformprozess

Theologe rät von Strukturreform von oben ab - (Zusammenfassung)

Dresden (epd). Die Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) hat am Montag in Dresden über den Fortgang des kirchlichen Reformprozesses beraten. Der Theologe Peter Bukowski brachte den Entwurf einer "Kundgebung" ein, der vom Kirchenparlament verabschiedet werden soll. Bei der bis Mittwoch dauernden Tagung unter dem Motto "evangelisch Kirche sein" geht es um eine theologische Fundierung des Reformkurses, aber auch um konkrete Zukunftsschritte. Nach Beobachtung des Bonner Theologieprofessors Eberhard Hauschildt hat sich der Reformprozess verlangsamt.

Hintergrund der Debatte ist das im vergangenen Jahr vorgelegte Reformpapier "Kirche der Freiheit". Darin wurden angesichts des erwarteten Mitgliederschwundes und der damit verbundenen Schwächung der Finanzkraft Reformanstrengungen auf allen kirchlichen Ebenen vorgeschlagen.

Die evangelische Kirche sei "kein Verein zur musealen Pflege religiöser Traditionsgüter", sagte Bukowski, der Leiter des Vorbereitungsausschusses zum Schwerpunktthema. Der vorgelegte Text solle zur Klärung beitragen, wofür die evangelische Kirche stehe und was man von ihr in Zukunft unter veränderten Rahmenbedingungen erwarten könne.

Der EKD-Ratsvorsitzende Wolfgang Huber warb vor den Synodalen für eine Konzentration auf drei Themenbereiche im Reformprozess auf EKD-Ebene: Qualitätsentwicklung im Blick auf den Gottesdienst, missionarischer Aufbruch in Gemeinde und Region sowie Führungs- und Leitungsverantwortung.

Der Kundgebungsentwurf, über den in der Aussprache kontrovers diskutiert wurde, sieht unter anderem eine Stärkung der EKD-Synode vor. Der Vorstoß ziele nicht auf eine Schwächung der beiden anderen Organe der EKD, des Rates und der Kirchenkonferenz, sagte Bukowski. Eine gestärkte Synode könne indes "eine verbindlichere Gemeinschaft im deutschen Protestantismus" befördern.

Der Entwurf zielt auch auf eine bessere Koordination der "typisch evangelischen Vielfalt". So sollen Rat und Kirchenkonferenz künftig regelmäßig die für die evangelischen Kirche wichtigen Themen identifizieren und "Verabredungen zu ihrer öffentlichen Kommunikation" treffen. Zudem soll das gemeinsame Handeln in der evangelischen Kirche gestärkt werden. Dazu soll eine "Landkarte der Kompetenzzentren" erstellt werden, um kirchliche Aufgaben und Handlungsebenen einander zuzuordnen.

Der Bonner Theologieprofessor Hauschildt bescheinigte der Kirche einem Referat zum Schwerpunktthema ein "Leitungsvakuum" auf fast allen Ebenen. Die Zuständigkeiten der kirchlichen Ebenen und Gremien müssten besser geklärt werden, empfahl Hauschildt. Eine "durchschlagende Organisationsreform einfach von oben her" sei indes in der evangelischen Kirche nicht möglich und nicht wünschenswert.

Nach Beobachtung Hauschildts hat sich der Reformprozess in der evangelischen Kirche nach der Vorlage des EKD-Impulspapiers im Sommer 2006 verlangsamt. Damit könnten aber auch "Fehler durch Überhastung" vermieden werden. Auffällig sei, dass in der Reformdiskussion die "provozierenden Zahlen" etwa zur künftigen Zahl der Landeskirchen vom Tisch seien. Allerdings seien die damit verbundenen Probleme nicht vom Tisch, konstatierte der Professor für praktische Theologie.

Synoden-Präses Barbara Rinke äußerte sich unterdessen optimistisch, dass es im Zuge der Strukturreformen in Zukunft auch zu Zusammenschlüssen von Landeskirchen kommen werde. Der demografische Wandel lasse keine Alternative dazu. Sie hob zugleich das gestiegene Selbstbewusstsein des Kirchenparlaments hervor.

Für eine Stärkung des "Wir-Gefühls" in der evangelischen Kirche sprach der Frankfurter Synondale Max Schumacher aus. Das Ratsmitglied Beate Scheffler (Düsseldorf) registrierte eine in der Kirche verbreitete Kultur des Misstrauens gegen "die da oben". Das Verhältnis von Kirchenparlament, Verwaltung und Kirchenleitung sollte offener erörtert werden, empfahl sie.

Die Tagung der EKD-Synode in der sächsischen Landeshauptstadt war am Sonntag eröffnet worden. Die Synode ist das höchste Entscheidungsgremium der EKD, die rund 25,4 Millionen Protestanten in Deutschland repräsentiert.

05. November 2007

Weitere epd-Meldungen