EKD-Synode berät in Dresden über weiteren Reformprozess

Dresden (epd). Die Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) tagt vom 4. bis 7. November in Dresden. Das Kirchenparlament berät unter dem Motto "evangelisch Kirche sein" über den weiteren innerkirchlichen Reformprozess. Dieser war im vergangenen Jahr durch das vom Rat der EKD vorgelegte Impulspapier "Kirche der Freiheit" angestoßen worden und auf dem Zukunftskongress der EKD im Januar in Wittenberg breit diskutiert worden.

Die Tagung der Synode wird am 4. November mit einem Gottesdienst in der Dresdner Kreuzkirche eröffnet. Die Predigt in dem live vom ZDF übertragenen Gottesdienst hält der sächsische Landesbischof Jochen Bohl. Als Vertreter der Bundesregierung wird Kanzleramtsminister Thomas de Maizière (CDU) ein Grußwort an die Synode richten. Anschließend nimmt der EKD-Ratsvorsitzende Wolfgang Huber in seinem Bericht vor den 120 Synodalen Stellung zu aktuellen Fragen.

Der Synode liegt auch der EKD-Haushaltsplan 2008 vor. Dieser sieht Einnahmen und Ausgaben von rund 171 Millionen Euro vor, verglichen mit 176 Millionen Euro im laufenden Jahr. Nach Jahren rückläufiger Einnahmen verzeichnet die evangelische Kirche derzeit infolge der günstigen Konjunktur einen deutlichen Anstieg der Kirchensteuern.

Zum Abschluss der Tagung ist am 7. November ein Gottesdienst in der Dresdner Frauenkirche geplant, der vom oldenburgischen Bischof Peter Krug geleitet wird. Die Synode ist neben dem aus 15 Mitgliedern bestehenden Rat der EKD oberstes Leitungsgremium der Evangelischen Kirche in Deutschland, die mehr als 25 Millionen Mitglieder zählt. An der Spitze des evangelischen Kirchenparlaments steht seit 2003 Präses Barbara Rinke, die hauptberuflich Oberbürgermeisterin der Stadt Nordhausen ist.

29. Oktober 2007


Reformstimmung gegen Resignation

In der evangelischen Kirche wird die Zukunftsdebatte konkreter

Von Rainer Clos (epd)

Frankfurt a.M. (epd). Es geht um die Kirche von morgen, wenn sich die Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) vom 4. bis 7. November mit dem kirchlichen Reformprozess befasst. "evangelisch Kirche sein" lautet das Schwerpunktthema der diesjährigen Synodentagung in Dresden. Das Kirchenparlament mischt sich damit in die Debatte über Zukunftsperspektiven der evangelischen Kirche ein.

Ausgelöst wurde diese Zukunftsdebatte durch das EKD-Impulspapier "Kirche der Freiheit", das im vergangenen Jahr veröffentlicht wurde. Im Hinblick auf Prognosen eines Mitgliederrückgangs um ein Drittel auf 17 Millionen Protestanten bis 2030 und die damit einhergehende Halbierung der Finanzkraft werden darin weitreichende Reformen auf allen kirchlichen Ebenen vorgeschlagen. Verbesserte Qualität bei kirchlichen Kernaufgaben, größere Vielfalt bei den Gemeindeformen, Neugliederung der Landeskirchen, Ausbau des Ehrenamtes und der Bildungsarbeit sind einige Stichworte aus dem Empfehlungskatalog.

Beim Zukunftskongress in Wittenberg Anfang 2007 schlossen sich Vertreter aus den 23 Landeskirchen den in Einzelpunkten umstrittenen Reformvorschlägen in weiten Teilen an. Bei dem Kongress wurde zugleich deutlich, dass es eine Reformstimmung und Bereitschaft zur Veränderung in der evangelischen Kirche gibt. Wittenberg markierte einen Mentalitätswandel angesichts einer verbreiteten Stimmung aus Klage und Resignation. Die Botschaft lautete: Es geht etwas.

Nach der Sammlung und Auswertung einer erstaunlichen Fülle von Reformbausteinen und -ideen steht nun die nächste Stufe des Prozesses an. Gemäß der Devise "Weniger ist mehr" wird nach Informationen aus dem Kirchenamt eine Konzentration auf einige wenige Projekte angepeilt - in enger Abstimmung zwischen dem Rat der EKD und der Kirchenkonferenz, in der alle Landeskirchen vertreten sind. Denn allen Beteiligten ist klar: Beschlüsse können nur auf Ebene der Landeskirchen gefasst werden. Auch was an Umsetzung von Reformen erfolgen kann, kann nur in den Landeskirchen passieren. Die EKD kann dies nicht verordnen.

Die regionalisierten Pilotprojekte sollen nach Angaben von Kirchenleuten exemplarischen Charakter haben. Als Stichworte werden genannt: Qualität von kirchlichen Amtshandlungen wie Gottesdienst, Taufe, Trauung und Beerdigung, missionarischer Aufbruch in der Region sowie Führung und Leitung in der Kirche.

Nach Möglichkeit sollen diese Projekte in überschaubarer Zeit vorzeigbare Ergebnisse erbringen. Denn nichts sei schädlicher, als wenn der Reformprozess im Laufe der Jahre verplätschere, wird argumentiert. Bei dieser Vorgehensweise begibt sich die evangelische Kirche nicht auf Neuland. Denn einzelne Landeskirchen haben bereits eigene Reformperspektiven formuliert - entweder in Form von strategischen Zielen oder mit klaren Zielgrößen und Zeitrahmen.

Zu einem Wettbewerb des Bessermachens könnte es dabei mittelfristig zwischen evangelischer und katholischer Kirche kommen. Denn auch bei den Beratungen der katholischen Bischöfe sind Reformüberlegungen mit den Stichworten Finanzen, Fusionen und Strukturen inzwischen ein Dauerthema.

Unabhängig vom Reformprozess haben Fusionsbestrebungen im deutschen Protestantismus eine eigene Dynamik entwickelt. Nach ersten Sondierungsgesprächen rückt ein Zusammenschluss der evangelischen Landeskirchen in den Bundesländern Schleswig-Holstein, Hamburg und Mecklenburg-Vorpommern näher. Die Landesynoden der drei beteiligten Kirchen sollen noch im November über einen Text beraten, der die Ergebnisse der bisherigen Sondierungsgespräche festschreibt. Im Falle einer Vereinigung wäre die "Nordkirche" mit 2,5 Millionen Mitgliedern eine der größten Landeskirchen.

Ein zweiter Anlauf ist auch geplant für den Vertrag zur Fusion der beiden mitteldeutschen Landeskirchen - Kirchenprovinz Sachsen und Thüringen - mit zusammen knapp einer Million Mitgliedern.

29. Oktober 2007

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