Bischof Huber: Kirchen müssen Friedensbemühungen bündeln

Neapel (epd). Die großen Weltreligionen müssen nach Auffassung des Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Wolfgang Huber, ihre Friedensbemühungen bündeln. "Wir müssen zeigen, dass gerade Kirchen nicht nur reden, sondern auch etwas tun", sagte er bei einem interreligiösen Friedenstreffen in Neapel. "Erklärungen müssen mit konkretem Handeln verbunden werden, viele Projekte von Kirchen weltweit führen das sehr eindrucksvoll vor Augen", betonte der Berliner Bischof im epd-Gespräch.

Papst Benedikt XVI. habe sich bei der Begegnung mit Religionsvertretern in Neapel "sehr freundlich und zugewandt" gezeigt. Das Zusammenkommen sei von "deutlicher Unterstützung" für das Friedenstreffen geprägt gewesen.

Huber äußerte die Hoffnung, dass es bei dem noch bis diesen Dienstag andauernden Friedenstreffen "mutige Schritte" bei Themen wie Nahostkonflikt, Einwanderung und Aids geben werde. Das von der Gemeinschaft Sant'Egidio organisierte Treffen sei ein wichtiges Zeichen dafür, dass die Weltreligionen sich ihrer Verantwortung für den Frieden stellten. Zwischen ökumenischen und interreligiösen Beziehungen müsse jedoch unterschieden werden, so der EKD-Ratsvorsitzende. "Ich bin davon überzeugt, dass ein gemeinsames Gebet, in dem Angehörige unterschiedlicher Religionen das Gleiche sprechen, nicht richtig ist."

Als positiven Schritt im interreligiösen Dialog würdigte der EKD-Ratsvorsitzende das jüngste Schreiben islamischer Theologen an den Papst und andere Kirchenführer. Darin sei "das Doppelgebot der Liebe als ein zentrales religiöses Thema" dargestellt worden, in dem Islam und Christentum miteinander übereinstimmten. Es wäre ein gutes Signal für den christlich-islamischen Dialog, wenn die Kirchen gemeinsam auf das vor wenigen Tagen veröffentlichte Schreiben von 138 islamischen Theologen und Religionsgemeinschaften antworten würden, so Huber.

Angesichts von Spannungen zwischen den christlichen Konfessionen sagte Huber: "Wir müssen uns von der Vorstellung frei machen, dass die christlichen Kirchen in einer für uns überschaubaren Zeit zu einem Zusammenschluss kommen." Beim Dialogprozess komme es auch immer wieder zu "Ernüchterungen". So stelle das Vatikandokument vom vergangenen Juli, das den Protestanten den Kirchenstatus erneut absprach, einen "Rückschritt" dar. "Das Kirchesein der evangelischen Kirchen hängt nicht von einer Bestätigung aus Rom ab." Für gute ökumenische Beziehungen sollten die Kirchen mit "wechselseitigem Respekt" aufeinander zugehen, betonte Huber.

22. Oktober 2007


Friedenstreffen diskutiert Verantwortung der Religionen für Gewalt

Erzbischof Williams: Religionsgeschichte von Konflikten geprägt

Neapel (epd). Der anglikanische Erzbischof von Canterbury, Rowan Williams, hat Religionen als mögliche Quelle von Gewalt bezeichnet. Zwist und Uneinigkeit seien in der Religionsgeschichte allgegenwärtig, sagte er am Montag bei einem Friedenstreffen in Neapel. Auseinandersetzungen gebe es auch zwischen Angehörigen der gleichen Glaubensgemeinschaft. Andere Religionsvertreter widersprachen Williams und betonten die Bedeutung des interreligiösen Dialogs für den Frieden. Das von der katholischen Gemeinschaft Sant’Egidio organisierten Treffen findet noch bis Dienstag statt.

Vor rund 300 Religionsvertretern aus aller Welt verwies Williams unter anderem auf widersprüchliche Glaubenspositionen. Christlich-jüdische Interpretationen unterschieden etwa zwischen der Einheit Gottes und der Zwietracht unter den Menschen. Im Islam ist eine solche Unterscheidung nach den Worten des Oberhaupts der anglikanischen Kirche nicht zulässig.

Der Generalsekretär des Lutherischen Weltbundes (LWB), Ishmael Noko, widersprach der Auffassung, Religionen seien häufig Ursache von von Gewalt, entschieden. "Die heiligen Schriften ermutigen nicht zu Gewalt", betonte er. Aufgabe der Glaubensgemeinschaften sei es, durch Dialog untereinander Grundlagen für den Austausch zwischen den Staaten zu schaffen.

Kurienkardinal Walter Kasper betonte bei der Begegnung die Bedeutung des interreligiösen Dialogs für den Frieden. Er hob Gemeinsamkeiten, aber auch Unterschiede zwischen den Religionen hervor. So hätten die drei Weltreligionen unterschiedliche Formen des Umgangs mit ihren heiligen Schriften. Juden und Christen verbinde eine "lebendige Interpretation" ihrer heiligen Schriften, die als von Gott inspiriert, jedoch von Menschen aufgeschrieben gelten. Im Unterschied dazu stelle sich die Frage, wie der Koran, den Muslime als gottgegeben ansehen, interpretiert und an sich verändernde historische Situationen angepasst werden könne.

Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Bischof Wolfgang Huber, sagte, die großen Weltreligionen müssten ihre Friedensbemühungen bündeln. "Wir müssen zeigen, dass gerade Kirchen nicht nur reden, sondern auch etwas tun", sagte Huber am Rande des Friedenstreffens dem epd. "Erklärungen müssen mit konkretem Handeln verbunden werden, viele Projekte von Kirchen weltweit führen das sehr eindrucksvoll vor Augen." Das von der Gemeinschaft Sant'Egidio organisierte Treffen sei ein wichtiges Zeichen dafür, dass die Weltreligionen sich ihrer Verantwortung für den Frieden stellten.

22. Oktober 2007

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