Lutheraner wollen Ökumene des Lebens und der Toleranz

Goslar (epd). Als der braunschweigische Landesbischof Friedrich Weber vor über einem Jahr Catholica-Beauftragter der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD) wurde, hatte er sich diese Zusatzaufgabe weniger zeitaufwendig vorgestellt. Doch er geriet in eine Phase, die der Leitende Bischof der Lutheraner, Johannes Friedrich, vor der Generalsynode in Goslar äußerst zurückhaltend als in ökumenischer Hinsicht ungewöhnlich ereignisreich und bewegt bezeichnete.

Am meisten trifft die Lutheraner, dass sie in einem neuen Dokument des Vatikan noch immer nicht als Kirche angesehen werden. Weber erläuterte in seinem Bericht am Montag in Goslar die katholische Sichtweise: Den Kirchen der Reformation fehle die historische Aufeinanderfolge im Bischofsamt. Die Bischofsweihe der Protestanten sei deshalb nicht ordnungsgemäß, das Pfarramt somit auch nicht. Damit gibt es dieser theologischen Auffassung zufolge kein wirkliches Abendmahl bei den Protestanten.

Befürworter der Ökumene traf dies wie eine kalte Dusche, räumt Weber ein. In seinem Bericht stieg er in die theologische Diskussion ein und fragte, ob nicht das Entscheidende sein müsse, dass in den Kirchen Heil vermittelt werde. Einen solchen Heilswert habe Rom durchaus den protestantischen Kirchen bescheinigt. Den Vorsitzenden der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Karl Lehmann, zitiert Weber mit den Worten: Der eigene Anspruch darf nicht zu irgendeiner Überheblichkeit führen, denn durch die Spaltungen ist auch die Fülle der katholischen Kirche eingeschränkt.

Der Catholica-Beauftragte will neben dem theologischen Dialog vor allem die praktische Zusammenarbeit protestantischer und katholischer Kirchengemeinden fördern. Weber verwendet dafür die Formel von der "Ökumene des Lebens". Diese lasse sich nicht aufhalten, gibt sich Weber zuversichtlich. Dazu gehörten zum Beispiel gemeinsame Erfahrungen des Feierns und Pilgerns.

Der Münchner Bischof Friedrich setzte noch einen anderen Akzent. Er sprach in Goslar von einer Ökumene der Toleranz, auch um religiösem Fundamentalismus vorzubeugen. Beide Bischöfe sehen in ihren Positionen keinen Widerspruch. Die Profilierung der eigenen Religion dürfe nicht den gesamten ökumenischen Prozess bestimmen, hieß es in Goslar, denn sie könne als Ausgrenzung missverstanden werden.

22. Oktober 2007

Vereinigte Evangelisch-Lutherische Kirche Deutschlands (VELKD)

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