Internationales Friedens- und Gebetstreffen in Neapel

Rom (epd). In Neapel versammeln sich hochrangige Vertreter der Weltreligionen ab Sonntag zu einem dreitägigen internationalen Friedens- und Gebetstreffen. Papst Benedikt XVI., der am Sonntag der süditalienischen Metropole einen Pastoralbesuch abstattet, wird mit den Religionsvertretern zusammentreffen. Die interreligiöse Begegnung wird von der katholischen Gemeinschaft Sant 'Egidio organisiert.

Zu einer Messe, die der Papst am Sonntagvormittag auf der zentralen Piazza del Plebiscito in Neapel feiert, werden 200.000 Teilnehmer erwartet. An der Eucharistiefeier werden auch Repräsentanten anderer christlicher Kirchen teilnehmen. Im Anschluss ist eine Begegnung des Oberhaupts der katholischen Kirche mit 200 Religionsvertretern geplant. Vor der offiziellen Eröffnung des Gebetstreffens am Sonntagnachmittag reist der Papst nach Rom zurück.

Im Vorjahr hatte Benedikt in einem Schreiben zum 20. Jahrestag des interreligiösen Treffens dieses Ereignis als "prophetisch" gewürdigt. Zugleich warnte er, das interreligiöse Gespräch dürfe nicht zu Synkretismus (Religionsvermischung) und Relativismus führen. Erstmals fand ein interreligiöses Friedensgebet auf Initiative von Papst Johannes Paul II. 1986 in Assisi statt.

Zu dem Treffen unter dem Motto "Für eine Welt ohne Gewalt-Religionen und Kulturen im Dialog" werden namhafte Vertreter der großen Weltreligionen, aber auch Politiker, Wirtschaftsleute und Künstler erwartet. Aus Deutschland nehmen neben anderen der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Bischof Wolfgang Huber, der stellvertretende Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Aachens Bischof Heinrich Mussinghof, sowie der Kölner Rabbiner Netanel Teitelbaum teil.

Zu den internationalen Gästen gehören der frühere Chef des Internationalen Währungsfonds, Michel Camdessus, der Generalsekretär des Lutherischen Weltbundes, Ishmael Noko, sowie mehrere Außenminister. Die Orthodoxie ist durch den Ökumenischen Patriarchen von Konstantinopel, Bartholomäus I., die anglikanische Kirche durch Primas Rowan Williams, Erzbischof von Canterbury, vertreten. Auch Israels Oberrabbiner Yona Metzger und Islamgelehrte werden erwartet. Nach der Eröffnung im Beisein von Italiens Ministerpräsident Romano Prodi widmen sich einzelne Gesprächsrunden Themen wie Aids, Einwanderung, Nahost sowie Afrika. Zum Abschluss des dreitägigen Treffens wollen die Mitglieder einen gemeinsamen Friedensappell veröffentlichen.

19. Oktober 2007


Das aktuelle Stichwort: Sant'Egidio

Rom (epd). Die katholische Basisgemeinschaft Sant'Egidio wurde 1968 in Rom von jungen Katholiken gegründet, die sich regelmäßig zum Gebet versammelten und in Barackenvierteln am Stadtrand Unterricht organisierten. Mittlerweile zählt die Gemeinschaft mit engen Kontakten zum Vatikan nach eigenen Angaben 50.000 Mitglieder in 70 Ländern.

Aus dem Unterricht für Kinder entstand eine breit gefächerte Sozialarbeit. Im Geist des Heiligen Franz von Assisi stellt die Gemeinschaft die Sorge um Arme und sozial Schwache ins Zentrum ihrer Aktivitäten. Zu den Hauptzielen gehört ferner die Schlichtung in internationalen Konflikten. So kam das Friedensabkommen für Mosambik 1992 auf Vermittlung von Sant'Egidio zustande. Ende der 1990er Jahre startete die Gemeinschaft eine internationale Kampagne zur Abschaffung der Todessstrafe.

Seit dem ersten interreligiösen Friedensgebet, das auf Initiative von Papst Johannes Paul II. 1986 in Assisi stattfand, lädt die Gemeinschaft jedes Jahr an einem anderen Ort internationale namhafte Vertreter von Religionen, Politik, Wirtschaft und Kultur zu Gebetstreffen ein. Aus ihrer kleinen Stammkirche Sant'Egidio in Rom zog die Gemeinschaft mit ihrem täglichen Abendgebet vor wenigen Jahren in die benachbarte Basilika Santa Maria in Trastevere um. In deren Nähe unterhält sie Roms bekannteste Suppenküche.

19. Oktober 2007

Gemeinschaft Sant'Egidio

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