Bischof Huber grundsätzlich für Bau von Moscheen

Berlin (epd). Die beiden großen Kirchen und der Zentralrat der Juden haben sich für den Bau von Moscheen in Deutschland ausgesprochen. Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Bischof Wolfgang Huber, sagte am Montag in Berlin, es sei besser, Muslime beteten in Moscheen als in Hinterhof-Betstätten. Der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Hans Joachim Meyer, sagte, Muslime hätten ein Recht auf "würdige Gotteshäuser". Allerdings müsse sich eine Moschee in das geschichtlich gewachsene Stadtbild einfügen, so Meyer in der "Neuen Osnabrücker Zeitung".

Auch der Zentralrat der Juden in Deutschland befürworte den Bau weiterer muslimischer Gotteshäuser, sagte der Generalsekretär des Zentralrates, Stephan Kramer, der "Netzeitung".

Derzeit gebe es eine "groß angelegte Moscheebau-Initiative", sagte Huber. Vor diesem Hintergrund sei die Frage erlaubt, inwieweit dies eine "Befriedigung religiöser Bedürfnisse" sei oder "hier Machtansprüche zum Ausdruck kommen". Zurzeit seien mehr Moscheen geplant oder im Bau als bereits in Deutschland vorhanden seien.

Der EKD-Ratsvorsitzende erklärte, die evangelische Kirche habe immer wieder klar gesagt, dass die Religionsfreiheit auch die Freiheit Andersgläubiger sei. Kritische Fragen dürften dabei aber nicht ausgeklammert werden. ZdK-Präsident Meyer betonte, Deutschland müsse gegenüber dem Islam an westlichen Werten festhalten.

15. Oktober 2007


Der EKD-Ratsvorsitzende, Bischof Wolfgang Huber, äußert sich zum Thema:

"Kann man Kirchen in Moscheen umwandeln? Kann an einem Ort, an dem Gott als der Vater Jesu Christi verkündigt wurde, im Namen Mohammeds zu Allah gebetet werden? So wird gefragt, nachdem die Neuapostolische Kirche, eine Freikirche, zwei ihrer Kirchen in Berlin an muslimische Vereinigungen verkauft hat.

Kirchen sind der Verkündigung des Evangeliums gewidmet. Sie sind als Versammlungsorte christlicher Gemeinden gebaut. In unseren Städten und Dörfern sind die Kirchtürme weithin sichtbare Zeichen des christlichen Glaubens. Als steingewordene Predigt bezeugt eine Kirche den  Glaubensschatz der Menschen, vergegenwärtigt die Erzählungen des Alten und im Neuen Testaments, bietet Raum für die Sakramente Taufe und Abendmahl. Kirchengebäude sind von Anfang an mit der Botschaft und dem Namen Jesu verbunden. Entsprechend groß ist ihre  symbolische Bedeutung. Ich halte eine Umnutzung einer christlichen Kirchen als Moschee deshalb nicht für richtig.

Juden, Christen und Muslime verbindet der Glaube an den einen Gott. Aber sie haben sehr unterschiedliche Gottesvorstellungen; sie trennen sich in ihren Vorstellungen von Gottes Gebot und von seiner Gnade; besonders kontrovers ist ihre Haltung zur Person Jesu Christi. Christen glauben an den dreieinigen Gott, der sich als Vater, Sohn und Heiliger Geist offenbart.

Die Religionsfreiheit, die auch in unserem Grundgesetz  verankert ist, ist ein allgemeines Menschenrecht. Sie gilt natürlich für alle Religionsgemeinschaften. Deshalb bejahe ich das Recht von Muslimen, in Deutschland Moscheen zu bauen, die auch in ihrer Architektur als solche erkennbar sind. Dass muslimische Gebetshäuser aus den Hinterhöfen herauskommen, dient der Integration und fördert den Dialog. Die vielen Diskussionen, die in Berlin, Köln oder Frankfurt um den Bau großer Moscheen entbrannt sind, zeigen aber auch, welche Rückfragen durch solche Bauvorhaben nicht nur bei den Nachbarn in den Stadtvierteln ausgelöst werden. Geht es um Religionsfreiheit oder um Macht im öffentlichen Raum? So wird immer deutlicher gefragt. Muslimische Sprecher sind gut beraten, solche Rückfragen ernst zu nehmen. Bei den notwendigen politischen Entscheidungen spielt deshalb auch mehr eine Rolle als nur das Bauplanungsrecht.

Die Diskussion über den Bau von Moscheen fiele in Deutschland freilich dann leichter, wenn in Saudi-Arabien christliche Gottesdienste möglich wären oder Christen in der Türkei ebenso frei ihre Religion in neu erbauten Kirchen ausüben dürften. Davon sind wir leider noch weit entfernt.

Öffentlich gut zugängliche Moscheen entsprechen der Religionsfreiheit; und sie können der Integration in unsere Gesellschaft dienen. Deshalb sind sie zu begrüßen. Doch dafür christliche Kirchengebäude in Anspruch zu nehmen, ist der falsche Weg."

16. Oktober 2007

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