Kirchenvertreter treffen beim "Petersburger Dialog" zusammen

Orthodoxe: Deutschland Vorbild bei Verhältnis von Staat und Kirche

Wiesbaden (epd). Das deutsche Modell im Verhältnis von Staat und Kirchen hat nach Ansicht des Moskauer Patriarchats Vorbildcharakter für Russland. Christen beider Länder müssten sich dafür einsetzen, dass die strikte Trennung von Staat und Kirche sich nicht als einzige Form der Beziehungen durchsetze, forderten Teilnehmer des deutsch-russischen Gesprächsforums "Petersburger Dialog" am Sonntag in Wiesbaden. Bei dem Treffen, das seit 2001 alljährlich in Deutschland oder Russland stattfindet, war erstmals eine eigene Arbeitsgruppe aus evangelischen, katholischen und orthodoxen Kirchenvertretern beider Länder eingerichtet worden.

Der Auslandsbischof der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Martin Schindehütte, betonte bei dem Forum die Bedeutung der Kontakte zwischen evangelischer Kirche und dem Moskauer Patriarchat während des Kalten Krieges. Auch heute könnten die Kirchen einen Beitrag dazu leisten, Brücken zwischen Westeuropa und Russland zu schlagen. Die Wirtschaft alleine könne die Gesellschaften nicht prägen.

Noch vor Sitzungsbeginn der Arbeitsgruppen war der zweite Tag des diesjährigen Petersburger Dialogs mit einem ökumenischen Morgengebet in der Wiesbadener Marktkirche eröffnet worden. Daran nahm jedoch nur ein Teil der orthodoxen Dialog-Gäste teil. "Die Konfessionen haben verschiedene Vorstellungen von Gott", begründete Wsewolod Tschaplin, der stellvertretende Leiter des orthodoxen Moskauer Kirchenaußenamtes, auf epd-Nachfrage sein Fernbleiben.

Tschaplin wies zugleich die verbreitete Meinung zurück, Russland drohe eine Klerikalisierung des Staates durch eine zu enge Nähe von Regierenden und Orthodoxie. In gesellschaftlichen Fragen sei die politische Elite vielmehr bis heute überwiegend kommunistisch geprägt, sagte er. Dadurch erkläre sich der vehemente politische Widerstand gegen Religionsunterricht an staatlichen Schulen oder die Einführung von Militärgeistlichen in den Streitkräften.

Der Petersburger Dialog war 2001 auf Initiative des damaligen Bundesklanzlers Gerhard Schröder (SPD) und des russischen Präsidenten Wladimir Putin ins Leben gerufen worden. Die Organisatoren verstehen das Treffen als Forum der Zivilgesellschaften beider Länder nach dem Vorbild der seit 50 Jahren bestehenden deutsch-britischen "Königswinter Gespräche". Am Montag werden auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Putin an den Beratungen teilnehmen.

15. Oktober 2007


Ökumenischer Gottesdienst zum Auftakt des Petersburger Dialogs

Wiesbaden (epd). Zum Auftakt des 7. Petersburger Dialogs ist am Sonntagmorgen in Wiesbaden ein ökumenischer Gottesdienst gefeiert worden. Von dem deutsch-russischen Diskussionsforum gehe ein Zeichen des Friedens, der Hoffnung und des Mutes zum Aufbau aus, sagte der Auslandsbischof der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Martin Schindehütte, in der Wiesbadener Marktkirche. Heute komme es auf eine Politik an, die sich in die Hoffnungen anderer hineinversetzen könne. Toleranz wachse aus dem Glauben, betonte der Bischof.

Den Gottesdienst gestaltete Schindehütte gemeinsam mit dem orthodoxen Düsseldorfer Erzbischof Longin von Klin, dem Magdeburger katholischen Bischof Gerhard Feige und Wiesbadener Geistlichen. Unter den Besuchern waren der frühere sowjetische Staats- und Parteichef Michail Gorbatschow und Hessens Ministerpräsident Roland Koch (CDU)

Der Petersburger Dialog dauert noch bis Montag. An den Beratungen nehmen auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Russlands Präsident Wladimir Putin teil.

15. Oktober 2007

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