EKD-Ratsvorsitzender für "kontinuierlichen Reformprozess" in der Pflege

Berlin (epd). Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Bischof Wolfgang Huber, hat die geplante Pflegereform begrüßt, zugleich aber einen "kontinuierlichen Reformprozess" angemahnt. Nicht nur die Anzahl der pflegebedürftigen Menschen werde in Zukunft wachsen, sondern auch deren "Beziehungsbedürftigkeit", sagte Huber am Mittwoch auf einem Pflege-Kongress der Diakonie in Berlin. Die Gesellschaft werde nicht nur älter, sondern auch einsamer. Dadurch nähmen die Anforderungen an die Pflege auch in qualitativer Hinsicht zu.

Huber warnte, die Pflege als "Beziehungsgeschehen" sei derzeit akut gefährdet. Kostendruck und Rahmenbedingungen in Krankenhäusern und Altenheimen machten gute Pflege schwer. Der Berliner Bischof forderte eine angemessene Entlohnung von Pflegekräften und eine Abkehr von der Pflege im Minutentakt. Der Zeittakt in der Pflege erinnere an die Frühzeiten der Industrieproduktion. Es gehe darum, Pflegebedürftige nicht als defizitäre menschliche Wesen, sondern als Menschen mit unantastbarer Würde zu betrachten, sagte Huber.

Die Reform der Pflegeversicherung bringt Leistungsverbesserungen, ist aber in Details noch umstritten. Unter anderem sollen in Städten und Gemeinden sogenannte Pflegestützpunkte eingerichtet werden, um Hilfen aus einer Hand anbieten zu können. Fallmanager sollen sich künftig um eine bestimmte Anzahl von Pflegebedürftigen kümmern und ihre Versorgung organisieren. Jeder Arbeitnehmer soll zudem das Recht haben, eine Pflegezeit von sechs Monaten in Anspruch zu nehmen - außer in Betrieben mit weniger als zehn Beschäftigten. Demenzkranke erhalten künftig bis zu 2.400 Euro pro Jahr, mit denen ein Teil ihrer Betreuung bezahlt werden kann. Auch die ambulante Pflege und die der Schwerpflegebedürftigen soll besser bezahlt werden.

10. Oktober 2007


Gesundheitsministerin: Pflegereform muss bald nachgebessert werden

Bischof Huber für "kontinuierlichen Reformprozess"

Berlin (epd). Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD) rechnet damit, dass die Pflegereform schon in wenigen Jahren nachgebessert werden muss. "Die Finanzierung kommt in der nächsten Legislaturperiode noch einmal auf die Tagesordnung", sagte Schmidt am Mittwoch auf einem Pflegekongress der Diakonie in Berlin. Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Bischof Wolfgang Huber, begrüßte die Reform, mahnte aber zugleich einen "kontinuierlichen Reformprozess" an.

"Die Debatte, was der Gesellschaft die Pflege wert ist, werden wir noch führen", kündigte Schmidt an. "Wenn sich an der Finanzierung der Reform auch die Privatversicherten beteiligen würden, wären bis zum Jahr 2030 alle Ausgaben finanziert", so die Ministerin. Doch das sei politisch nicht machbar gewesen.

Der Präsident des Diakonischen Werkes, Klaus-Dieter Kottnik, betonte, eine Reform sei zwölf Jahre nach Einführung der Pflegeversicherung dringend notwendig. Er hob die geplante Pflegezeit und den Pflegeurlaub sowie höhere Leistungen für Demenzkranke als positiv hervor. Die angedachte Erhöhung des Beitragssatzes auf 1,95 Prozent reiche aber nicht aus, so der Diakoniechef. Schon jetzt seien Pflegedienste nicht in der Lage, ihr Personal nach Tarif zu bezahlen. "Es ist nicht gelungen, eine nachhaltige Finanzierung auf den Weg zu bringen", sagte Kottnik.

Bischof Huber sagte, nicht nur die Anzahl der pflegebedürftigen Menschen werde in Zukunft wachsen, sondern auch deren "Beziehungsbedürftigkeit". Die Gesellschaft werde nicht nur älter, sondern auch einsamer. Dadurch nähmen die Anforderungen an die Pflege auch in qualitativer Hinsicht zu, so der Geistliche.

Huber zufolge ist die Pflege als "Beziehungsgeschehen" derzeit akut gefährdet. Kostendruck und Rahmenbedingungen in Krankenhäusern und Altenheimen machten gute Pflege schwer. Der Bischof forderte eine angemessene Entlohnung von Pflegekräften und eine Abkehr von der Pflege im Minutentakt. Es gehe darum, Pflegebedürftige nicht als defizitäre menschliche Wesen, sondern als Menschen mit unantastbarer Würde zu betrachten, sagte Huber.

Die Reform der Pflegeversicherung bringt Leistungsverbesserungen, ist aber in Details noch umstritten. Unter anderem sollen in Städten und Gemeinden sogenannte Pflegestützpunkte eingerichtet werden, um Hilfen aus einer Hand anbieten zu können. Fallmanager sollen sich künftig um eine bestimmte Anzahl von Pflegebedürftigen kümmern und ihre Versorgung organisieren. Jeder Arbeitnehmer soll zudem das Recht haben, eine Pflegezeit von sechs Monaten in Anspruch zu nehmen - außer in Betrieben mit weniger als zehn Beschäftigten. Demenzkranke erhalten künftig bis zu 2.400 Euro pro Jahr, mit denen ein Teil ihrer Betreuung bezahlt werden kann. Auch die ambulante Pflege und die der Schwerpflegebedürftigen soll besser bezahlt werden.

11. Oktober 2007

Weitere epd-Meldungen