Die nordelbische Kirche bekommt ein neues Bischofsmodell

Kiel/Hamburg (epd). Dass drei Bischöfe gleichberechtigt eine Kirche leiten, gibt es bislang nur in Nordelbien. Doch die Tage dieses ungewöhnlichen Leitungsmodells sind gezählt. Bis Samstag will die Synode der Nordelbischen Evangelisch-Lutherischen Kirche eine Verfassungsänderung über die Bühne bringen, um das evangelische "Dreigestirn" abzuschaffen. Dann soll es an der Kirchenspitze nur noch einen Landesbischof oder eine Landesbischöfin in Kiel geben.

Als erster Kirche gelang Nordelbien 1977 nach rund 20-jähriger Debatte ein Zusammenschluss, wie er derzeit in einigen Landeskirchen diskutiert wird. Zu Nordelbien zählen die einst selbstständigen Landeskirchen Schleswig-Holstein, Hamburg, Lübeck und Eutin sowie der hannoversche Kirchenkreis Harburg.

Ein Zugeständnis war damals, dass es drei gleichberechtigte Bischöfe in Schleswig, Lübeck und Hamburg geben sollte. Im Wechsel übernimmt einer von ihnen den Vorsitz der Kirchenleitung, ein eher repräsentatives Amt. Derzeit ist dies der Schleswiger Bischof Hans Christian Knuth (67). Bischöfin in Hamburg ist Maria Jepsen (62), in Lübeck Bärbel Wartenberg-Potter (64).

Ein anderes Zugeständnis war die ungewöhnlich starke Stellung der Kirchenkreise, so dass die Kirchenleitung in Nordelbien weniger Machtbefugnisse hat als in anderen Landeskirchen. Dies könnte durchaus von Vorteil sein, wenn sich die Kirchen von Mecklenburg, Pommern und Nordelbien zur "Nordkirche" vereinigen sollten. Nordelbien hat 2,2 Millionen Mitglieder.

Laut Kirchenverfassung dürfen die Bischöfe und Bischöfinnen "Kundgebungen an die Öffentlichkeit" nur gemeinsam abgeben. Faktisch hält sich jedoch keiner daran. So sorgten etwa die Segnung von homosexuellen Paaren, die "Bibel in gerechter Sprache" oder das Kirchengrundstück an der Airbus-Landebahn für ein vielstimmiges Meinungskonzert.

In der Hoffnung auf ein einheitlicheres Erscheinungsbild soll damit nun Schluss sein. Anfangs noch als Sparvorschlag diskutiert, soll Nordelbien künftig in Kiel nur noch einen Mann oder eine Frau an der Spitze haben. Zunächst beschloss das Kirchenparlament sogar, alle bisherigen Bischofssitze aufzugeben, nahm den Beschluss aber später wieder zurück. Jetzt sollen Schleswig und Hamburg Sitz eines regionalen Sprengelbischofs werden.

Harsch kritisiert wurde Bischöfin Wartenberg-Potter, weil Lübeck seinen Bischofssitz zugunsten von Kiel verlieren soll. Kritiker aus der Hansestadt wiesen auf die jahrhundertealte Tradition hin. Dabei war das Lübecker Bischofsamt von der Reformation abgeschafft und erst 1934 während der NS-Zeit wieder belebt worden. Es bleibt ein Trostpflaster: Predigtkirche des Kieler Landesbischofs wird der Lübecker Dom.

Verlierer der Reform ist auch Hamburg. Während die Minderheit der Katholiken mit Werner Thissen einen starken Erzbischof stellt, muss sich Hamburg mit einer Sprengelbischöfin begnügen. Wenn Hans Christian Knuth und Bärbel Wartenberg-Potter im Herbst nächsten Jahres in den Ruhestand treten, bleibt Maria Jepsen noch bis spätestens August 2012 im Amt. Voraussichtlich im September 2009 wird die weltweit erste lutherische Bischöfin einen Vorgesetzten - oder eine Vorgesetzte - bekommen.

26. September 200

Nordelbische Evangelisch-Lutherische Kirche

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