Bischöfe gegen Abschuss von Zivilflugzeugen zur Terror-Abwehr

Stuttgart (epd). Evangelische und katholische Bischöfe haben Äußerungen von Verteidigungsminister Franz Josef Jung (CDU) zum Abschuss von Zivilflugzeugen zur Terrorabwehr widersprochen. Bischof Frank Otfried July von der Evangelischen Landeskirche in Württemberg sagte am Freitag dem epd in Stuttgart, er stimme dem Urteil des Bundesverfassungsgerichtes zu, das die Ermächtigung zum Abschuss eines zivilen Flugzeugs als mit der Menschenwürde und dem Recht auf Leben "nicht vereinbar" bezeichnet hatte. Auch der Freiburger Erzbischof Robert Zollitsch wandte sich strikt gegen den möglichen Abschuss eines von Terroristen entführten Passagierflugzeugs.

"Diese Entscheidung deckt sich mit der theologischen Einsicht aus dem christlichen Glauben heraus, dass jedes Menschenleben von gleicher Würde und gleichem Wert ist", sagte der evangelische Landesbischof. Er verwies auf das hohe Gewicht politischer Verantwortung und die Last herausgehobener politischer Ämter, die im Alltag oft übersehen werde. Im Entscheidungsfall handle es sich um eine Gewissensentscheidung vor Gott, die dem letztlich Verantwortlichen durch keine Rechtsetzung abgenommen werden könne. Gleichwohl sei die Rechtstreue für Christen ein hohes Gut.

Zollitsch sagte, dass beim Abschuss die Tötung der Menschen Mittel zum Zweck wäre. In den "Badischen Neuesten Nachrichten" (Freitagsausgabe) betonte er, das verbiete die Achtung vor dem Leben. "Nicht jeder Zweck legitimiert jedes Mittel", sagte der Erzbischof von Freiburg mit Blick auf die von Verteidigungsminister Jung angestoßene Diskussion. Auch aus moralisch-christlicher Sicht halte er die Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts, wonach ein entsprechendes Gesetz unzulässig ist, für richtig.


21. September 2007

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