Pfarrerehepaar Dörr wirbt für Stadtpfarrkirche in Hermannstadt

"Europäische Ökumene-Tagung hat Aufmerksamkeit für Region erhöht"

Sibiu (epd). Die deutsche evangelische Gemeinde im rumänischen Sibiu (Hermannstadt) hat auf die schlechte Bausubstanz ihrer gotischen Stadtpfarrkirche aufmerksam gemacht. "Es ist eine wichtige Kirche für die protestantische Minderheit in Rumänien", sagte Stadtpfarrer Kilian Dörr in Hermannstadt dem epd. Zudem werde die Kirche intensiv genutzt, zuletzt während der Dritten Europäischen Ökumenischen Versammlung vom 4. bis 9. September. Aus der Stadtpfarrkirche überträgt das ZDF zudem am 14. Oktober einen Fernsehgottesdienst.

Zwar stehe die Stadtpfarrkirche nicht kurz vor dem Einsturz, wie einige Medien berichtet hatten. Ein Gutachten stufe Teile des historischen Baudenkmals allerdings als gefährdet ein, betonte Dörr. Ab Oktober werde mit dem Anbringen eines Stützgerüstes begonnen. Der Kostenvoranschlag für den Dachstuhl und das Gewölbe belaufe sich auf 700.000 Euro. Dörr: "Das ist für uns ein Vielfaches des Jahresbudgets." Er wolle daher in Deutschland aber auch bei den entsprechenden Behörden in Rumänien "die Werbetrommel" rühren.

Die Dritte Europäische Ökumenische Versammlung habe möglicherweise eine Neuordnung der kirchlichen und spirituellen Landschaft in Europa in Gang gesetzt, fügte die Ökumene-Expertin und evangelische Theologin Elfriede Dörr hinzu. "Es waren viele Kirchenleute hier, die sich sehr gut mit der kirchlichen Situation in Indien und Lateinamerika aber nicht in Rumänien auskennen." Dies habe sich jetzt vielleicht geändert.

Die Ökumenische Versammlung habe zudem die Aufmerksamkeit für die Orthodoxie erhöht und die gute ökumenische Zusammenarbeit zwischen den Konfessionen in Rumänien belegt, betonte das Pfarrerehepaar Dörr. Die rumänische Orthodoxie sei offener als andere orthodoxe Kirchen: "Wir sind lokal oft weiter!" In Rumänien sei es üblich, dass der lutherische Bischof in der orthodoxen Kathedrale im ökumenischen Gottesdienst predigt.

Diese Offenheit habe sie allerdings bei der Dritten Europäischen Ökumenischen Versammlung vermisst, räumte Elfriede Dörr ein. Sie habe eher oft eine "geballte Eitelkeit" empfunden. Viele der rund 1.500 Delegierten aus den Kirchen Europas hätten sich selbst oder ihre Kirchen vertreten wollen, "oder auch müssen", so die Pfarrerin. Obwohl Europa in diesen Tagen auf Hermannstadt geschaut habe, seien die Kirchen Rumäniens auf den Podien und Foren schlecht vertreten gewesen. Auch sei die lokale Situation vor Ort nicht genug zur Kenntnis genommen worden.

18. September 2007

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