Kirchen für die Zukunft sichern - Denkmaltag beleuchtet historische Sakralbauten

Regensburg/Hannover (epd). Der "Tag des offenen Denkmals" am Sonntag will sowohl Vergangenheit als auch Zukunft von Kirchen in den Blick rücken. An bundesweit mehr 10.000 Orten und in rund 3.450 Kommunen soll der Spagat zwischen Erhaltenswertem, Geldknappheit und Symbol für die Zukunft erkennbar sein, wie die Veranstalter am Dienstag in Regensburg bei der Programmvorstellung erläuterten. Der Präsident des hannoverschen Landeskirchenamtes, Eckhart von Vietinghoff, sprach sich unterdessen dafür aus, Kirchen außerhalb der Gottesdienste vermehrt für kulturelle Veranstaltungen zu nutzen.

Der Denkmaltag steht in diesem Jahr unter dem Motto "Orte der Einkehr und des Gebets - Historische Sakralbauten". Zur zentralen Eröffnung in Regensburg wird Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee (SPD) als Hauptredner erwartet. Für die beiden großen Kirchen werden der Regensburger Bischof Gerhard Ludwig Müller und der bayerische evangelische Landesbischof Johannes Friedrich (München) sprechen. Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz rechnet mit 4,5 Millionen Besuchern. "Wir müssen in vieler Hinsicht mehr aus unseren Kirchen machen", sagte Kirchenjurist Vietinghoff dem epd. Der Kirchenraum könne auch als Gemeinschafts- und Versammlungsort der Kommune genutzt werden. Kirchenumbauten seien künftig für Mehrfachnutzungen der Gebäude unvermeidlich. Vietinghoff warnte indes davor, sakrale Gebäude zu kommerzialisieren: "Jede Kirche, die erkennbar nicht mehr als Kirche genutzt wird, ist eine Anti-Predigt."

Vietinghoff bezeichnete die staatlichen Gelder für die Denkmalpflege als eher kümmerlich: "Wenn der Erhalt der historischen Gebäude, die den Geist, die Geschichte und auch die Zukunft eines Landes prägen, keine gesamtgesellschaftliche Aufgabe wird, ist dies ein kultureller Offenbarungseid und ein Armutszeugnis." Angesichts sinkender staatlicher Mittel für die Denkmalpflege warben Kirchenvertreter in Regensburg für ein breites Bündnis, um das religionskulturelle Erbe für die Zukunft zu sichern. Jakob Johannes Koch von der katholischen Deutschen Bischofskonferenz schlug vor, die Umsatzsteuer auf kirchliche denkmalpflegerische Leistungen bei Gotteshäusern zu ermäßigen.

Schrumpfende Bevölkerung, Kirchenaustritte und sinkende Zuschüsse einerseits, ein gestiegenes Interesse bei Theater, Film und vielen kirchenfernen Bürgern andererseits registrierte die Kulturbeauftragte der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Petra Bahr. "Gegenüber dem relativ reichen Bayern haben sich in Mecklenburg-Vorpommern Hunderte von Bürgerinitiativen gegründet, die sich für den Erhalt ihrer Dorfkirche einsetzen. Sie haben bemerkt, dass Kirchen einem Ort Identität geben." Kirchen seien Orte für Musik, Kunst, Chöre, Büchereien, für Kinder und Bildungsarbeit.

Kirchenräume und Kirchenbauten sollten im Respekt vor der Geschichte weiterentwickelt werden, sagte der Generalkonservator Egon Johannes Greipl vom Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege. Er plädierte für eine Umorientierung in der Denkmalpflege, wonach die Nutzung vorhandener Denkmäler Priorität bekommen sollte vor der Ausweisung neuer Wohn- und Gewerbegebiete. Die Kosten für den Bauunterhalt und die Renovierung von historischen Sakralbauten seien "gewaltig", sagte Greipl dem epd. Bundesweit unterhält die evangelische Kirche rund 25.000 historische Sakralbauten, die katholische Kirche etwa 60.000 Gebäude. Die katholische Seite wendet für den Erhalt ihrer Denkmäler jährlich 418 Millionen Euro auf, die evangelische Kirche zahlt für den Erhalt ihrer gesamten Liegenschaften 1,29 Milliarden Euro pro Jahr.


04. September 2007

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