Ökumenische Standortbestimmung des EKD-Ratsvorsitzenden

Hamburg (epd). Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Bischof Wolfgang Huber, hat im Blick auf den ökumenischen Dialog betont, dass die christlichen Kirchen gemeinsam die Aufgabe hätten, deutlich zu machen, wie sie ihre spirituelle Erneuerung mit der Zuwendung zu Menschen verbinden wollten, denen der Glaube fremd geworden sei, sagte Huber am Samstag auf der Jahresversammlung des Johanniterordens, dem sogenannten Rittertag, in Hamburg.

Angesichts gemeinsamer Herausforderungen gegenüber der modernen Welt sei es schlicht "peinlich", darüber zu streiten, ob die römisch-katholische oder die evangelische Kirche "näher bei Christus sitzen darf", sagte Huber. Der Vatikan errichte eine "ökumenische Blockade", wenn er die Kirchen der Reformation nicht als Kirchen im eigentlichen Sinn bezeichne. Dies müsse zurückgewiesen werden: "Der Vatikan kann allenfalls darüber befinden, was es bedeutet, Kirche im katholischen Sinn zu sein."

Vielversprechender sei es, die gemeinsame Herkunftsgeschichte als wichtigen ökumenischen Ansatzpunkt anzusehen, so der Berliner Bischof. Die Kirchen der Reformation seien mit der römisch-katholischen und der orthodoxen Kirche durch gemeinsame Quellen und Traditionen verbunden: "Die evangelische Kirche ist die katholische Kirche, die durch die Reformation hindurchgegangen ist." Beide teilten 1.500 Jahre gemeinsamer Kirchengeschichte.

Ökumene lebe vom gemeinsamen Engagement für das Evangelium - unzählige Gemeinden machten dies vor, betonte Huber zudem. Voraussetzung für eine "Ökumene der Profile" sei eine präzise Formulierung bleibender Differenzen - mit gleichzeitigem gemeinsamen Wirken nach Außen. "Es ist, als hätte Christus zwei Arme", sagte Huber. In einer solchen Perspektive könne man die Stärken des jeweils Anderen als Beitrag zur Mission der einen christlichen Kirche sehen. Die institutionelle Abgrenzung der Kirchen voneinander verliere dabei an Bedeutung - und ihr gemeinsames Zeugnis in Wort und Tat ziehe alle Aufmerksamkeit auf sich.

Der im Mittelalter entstandene und seit 1538 protestantische Johanniterorden versteht sich als "geistlicher Ritterorden". Die Mitglieder verpflichten sich zum Eintreten für den Glauben und zum Einsatz für Kranke und Hilfsbedürftige. Der Orden ist Träger karitativer Einrichtungen wie der international tätigen Johanniter-Unfall-Hilfe sowie von Krankenhäusern und Altenheimen. Sitz ist Potsdam.

27. August 2007

Der Vortrag des EKD-Ratsvorsitzenden im Wortlaut

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