Streit mit Muslimen nicht aus dem Weg gehen

idea-Logo Nikolaus Schneider für offenen und ehrlichen Dialog.

D ü s s e l d o r f (idea) - Der Dialog mit dem Islam darf auch einem handfesten Streit nicht aus dem Wege gehen. Streit sei immer auch ein Ausdruck von Interesse, betonte der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Nikolaus Schneider (Düsseldorf), bei einem Sommergespräch mit Journalisten in der nordrhein-westfälischen Landeshauptstadt.

Der Deutsche Evangelische Kirchentag Anfang Juni in Köln habe, so Schneider, die Notwendigkeit eines offenen und ehrlichen Dialogs unterstrichen. Zugleich stellte sich der leitende Geistliche der mit knapp drei Millionen Mitgliedern zweitgrößten deutschen Landeskirche hinter das von Muslimen heftig kritisierte bemängelte EKD-Papier „Klarheit und gute Nachbarschaft“. Die Muslime sagten nie, was an dieser Schrift konkret falsch sei. Der Zentralrat der Muslime in Deutschland wirft der EKD vor, den Islam unsachlich dargestellt zu haben.

Wie gehen islamische Länder mit Christen um?

Laut Schneider müssen sich die islamischen Verbände in Deutschland auch fragen lassen, wie man in islamischen Ländern mit Christen und ihren Einrichtungen umgeht. Niemand bestreite in Deutschland den Muslimen das Recht auf den Bau von Moscheen. Aber beispielsweise müsse die Türkei zur Kenntnis nehmen, dass Christen auf Kirchen und anderen kirchlichen Einrichtungen dort bestehen. Große Sorge äußerte der Präses, der auch dem Rat der EKD angehört, über Entwicklungen innerhalb der muslimischen Bevölkerung. In einigen Stadtteilen deutscher Großstädten beklagten Deutsche, dass sie von Türken verdrängt würden. Man könne von den Muslimen verlangen, dass sie konkret sagten, wie sie sich ihre Integration vorstellten. Der Staat sei gefordert, alles zu tun, damit muslimische Zuwanderer die deutsche Sprache erlernen und die Möglichkeiten der Integration ergreifen.

Papst ist „ein Mensch wie Du und Ich“

Im Blick auf das jüngste Vatikan-Papier „Antworten auf Fragen zum Kirchenverständnis“, das den Protestanten erneut die Anerkennung als vollwertige Kirchen versagt, meinte der Präses: „Die Ökumene ist belastbar.“ Das gelte auch für das evangelisch-katholische Verhältnis in der Erzdiözese Köln. Die evangelische Kirche könne dem katholischen Kirchen- und Amtsverständnis nicht zustimmen, da für sie der Papst „ein Mensch wie Du und Ich“ sei. Kirche sei nach evangelischem Verständnis dort, wo Jesus Christus der Mittelpunkt der Gemeinde sei. Dazu bedürfe es keines Mittlers. Auch verkenne die römisch-katholische Kirche, dass sie selbst durch die Reformation zu einer anderen Kirche geworden sei. Offensichtlich sei das Papier auch eine indirekte Antwort darauf, dass sich die evangelische Kirche wieder als sehr stark erweise. Anscheinend gebe es auch innerhalb der katholischen Kirche Unklarheiten über das eigene Kirchenverständnis. Zugleich würdigte der Präses das gute ökumenische Klima während des Kölner Kirchentags. Ohne die Alltagsökumene der Christen vor Ort wäre eine solche Veranstaltung mit über 100.000 Teilnehmern nicht möglich gewesen.

14. August 2007

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