Evangelische Projektstelle gegen Rechtsextremismus: Wunsiedel ist bunt

Wunsiedel (epd). Mit einem "Fest der Demokratie" reagiert die bayerische Stadt Wunsiedel gegen Verherrlichung der NS-Zeit anlässlich des 20. Todestages von Hitler-Stellvertreter Rudolf Heß. Daran wirkten am 18. August mehr als 30 Organisationen mit, teilte die Bürgerinitiative "Wunsiedel ist bunt - nicht braun" am Dienstag vor Journalisten mit. Heß starb am 17. August 1987.

Als Hauptredner einer Kundgebung auf dem Marktplatz wird Bundesverbraucherminister Horst Seehofer (CSU) erwartet. Zuvor werden in einem ökumenischen Friedensgottesdienst die Münchner Regionalbischöfin Susanne Breit-Keßler sowie der katholische Regionaldekan Johann Schober predigen.

Wunsiedel sei in den vergangenen Jahren zum "Symbolort einer wehrhaften Demokratie" geworden, sagte die Leiterin der evangelischen Projektstelle gegen Rechtsextremismus in der bayerischen Landeskirche, Simone Richter. Der Widerstand gegen den Rechtsextremismus habe der Stadt bundesweit Gewicht verschafft. Wunsiedel hatte 2005 eine vom örtlichen Landrat Peter Seißer vorgeschlagene Strafrechtsverschärfung für Veranstaltungen von Neonazis bei der Bundesregierung erreichen können.

Wunsiedel sieht nach den Worten von Bürgermeister Karl-Willi Beck "entspannt" dem 20. Todestag des Hitler-Stellvertreters Heß entgegen. Die Stadt gehe davon aus, dass das gerichtlich bestätigte Aufmarschverbot für die rechtsradikalen Heß-Verehrer Bestand habe, sagte Beck. Damit werde der Ort im Fichtelgebirge zum dritten Mal seit 2005 von den rechtsextremistischen Umtrieben verschont.

Rudolf Heß war am 17. August 1987 als letzter Kriegsverbrecher im Berliner Spandauer Gefängnis der Alliierten im Alter von 93 Jahren gestorben. Er wurde später im Grab seiner Eltern in Wunsiedel beigesetzt. Wunsiedels Gemeindepfarrer Jürgen Schödel nannte es einen Akt der Menschlichkeit, dass die Kirche als Eigentümerin des Friedhofs die Bestattung von Heß erlaubt habe. Wenn die 25-Jahre-Frist für die Grabstätte auslaufe, werde die Gemeinde eine neue Entscheidung zu treffen haben.

07. August 2007

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