EKD fordert Solidarität mit HIV-infizierten Menschen

Hannover (epd). Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) hat sich für Solidarität mit HIV-infizierten Menschen und Aidskranken ausgesprochen. "Sie erwarten Unterstützung im Kampf für das Leben", erklärt der EKD-Ratsvorsitzende, Bischof Wolfgang Huber, im Vorwort zur EKD-Studie "Für ein Leben in Würde". Der Text wurde am Donnerstag in Hannover vorgelegt. Christen und Kirchen könnten nicht unberührt bleiben von vorzeitigem Sterben und Leben in Not und Abhängigkeit.

Huber betont weiter, dass Aids immer noch großes Leiden verursache. Dies führe zu "Perspektivlosigkeit nicht nur bei den Erkrankten, sondern auch bei Angehörigen und Familien". Seit dem ersten Auftreten von Aids vor einem Vierteljahrhundert seien mehr als 60 Millionen Menschen mit dem Virus infiziert worden, 25 Millionen davon seien gestorben.

In Deutschland sei die Aufmerksamkeit für HIV und Aids gesunken, so der Ratsvorsitzende. Auch Prävention und Aufklärung seien stark zurückgegangen. "In Folge neuer Therapiemöglichkeiten wiegen sich viele Menschen in falscher Sicherheit", schreibt Huber. Dabei bestehe für Entwarnung kein Anlass. Nach wie vor sei Aids eine tödliche Krankheit, an der weltweit jedes Jahr etwa drei Millionen Menschen stürben. Auch in Deutschland und anderen wohlhabenden Ländern könne die Krankheit nur gelindert, aber nicht geheilt werden.

Die Studie der EKD-Kammer für nachhaltige Entwicklung setzt sich mit der globalen Bedrohung durch Aids und den Handlungsmöglichkeiten der Kirchen auseinander. Sie stellt fest, dass sich die Aids-Epidemie zu einer ernsthaften globalen Bedrohung entwickelt hat. In allen Teilen der Welt sei die Zahl der Menschen gestiegen, die mit dem HI-Virus lebten oder an Aids erkrankt seien.

In Afrika sei Aids zur häufigsten Todesursache bei Erwachsenen geworden, besonders rasch breite sich das Virus derzeit in Osteuropa und Zentralasien aus. Kirchen, Missionswerke und kirchliche Hilfswerke könnten eine entscheidene Rolle im Kampf gegen Aids spielen.

Die Ausbreitung von Aids wird der Studie zufolge durch gesellschaftliche Missstände und Tabus begünstigt. Die Krankheit verlange daher auch eine Auseinandersetzung mit Fragen der sexuellen Orientierung, Drogenabhängigkeit, Armut, Ausbeutung und dem Selbstbestimmungsrecht von Mann und Frau. Bei der Bekämpfung von Aids müssten sich die Kirchen auch mit diesen ökonomischen und ethischen Aspekten beschäftigen.

Die EKD hebt hervor, dass viele Kirchen weltweit heute eingestehen, dass sie zu Anfang nur unzureichend auf Aids reagiert haben. Inzwischen gebe es aber einen offenen Umgang mit der Krankheit. Kirchen engagierten sich in der Prävention, bei der Pflege und Behandlung von Aidskranken und der Versorgung von Aids-Waisen. Kranke und ihre Angehörigen erhielten spirituellen Beistand und konkrete diakonische Hilfe.

Die Studie macht deutlich, dass die HIV/Aids-Erkrankung nur bei wachsenden Anstrengungen wirksam bekämpft werden kann. Das Schweigen über Aids sei in den vergangenen Jahren gebrochen worden. Ängste, Verurteilungen, Stigmatisierungen und Diskriminierungen bestünden aber fort. HIV-Infizierte und Erkrankte benötigten daher weiter Hilfe und Unterstützung.

26. Juli 2007

EKD-Pressemitteilung "Für ein Leben mit Würde"

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