EKD-Rundfunkbeauftragter kritisiert ARD-Film "Hardliner des Herrn"

Hamburg (epd). Der Rundfunkbeauftragte der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Bernd Merz, hat den ARD-Film "Die Hardliner des Herrn" kritisiert. Wenn der verantwortliche Hessische Rundfunk und der Filmautor Tilman Jens das in dem Beitrag gezeigte "Verbrennen von Bibelseiten als Stilmittel" zu rechtfertigen suchten, hätten sie sich damit aus mehreren Gründen "komplett vergriffen", erklärte Merz am Montag in Hamburg. In dem Film über "christliche Fundamentalisten in Deutschland", den das Erste am vergangenen Mittwoch ausstrahlte, war mehrfach das Bild einer brennenden Bibel zu sehen gewesen.

Merz sagte weiter, mit Recht würde es kein deutscher Sender wagen, aus dramaturgischen Gründen einen Koran zu verbrennen. Es brauche nicht viel Fantasie, um sich vorzustellen, wie Muslime auf eine solche Provokation reagieren würden. Eine Bibelverbrennung sei zudem eine skandalöse doppelte Religionsbeleidigung, denn das Alte Testament sei den Juden so heilig wie den Christen. Merz fragte zudem: "Was mag in Moslems vorgehen, die uns Bibeln verbrennen sehen (und sie halten uns alle für Christen)?"

Die brennenden Bibelseiten und die verbrannte Bibel als Ascherest in dem ARD-Film sind für Merz "durch kein Argument gerechtfertigt". Dies gelte, zumal der gesamte Film durch seine Machart, seine Vielzahl von angerissenen Themen und seinen nicht durchgehaltenen Themenbezug den Zuschauer sowieso schon "mehr irritiert als aufgeklärt" habe. Der EKD-Rundfunkbeauftragte schloss seine Erklärung mit der Bemerkung: "Tilman Jens liebt Provokationen, doch ganz persönlich frage ich mich, ob ich nicht für meine Gebühren gut gemachten Journalismus im öffentlich-rechtlichen Rundfunk erwarten kann."

Der Film hatte bei Politikern und in den Kirchen Empörung ausgelöst. Autor Jens hatte die Kritik am Wochenende zurückgewiesen. Ihm sei es darum gegangen, "die Bibel als drohendes, als Angst machendes Instrument und gleichzeitig als Feuerschwert Gottes darzustellen". Der Fernseh-Chefredakteur des Hessischen Rundfunks, Alois Theisen, erklärte, das mehrfach eingeblendete Bild der brennenden Bibel sei ein zugespitztes Mittel gewesen, um im Film die einzelnen Teile zu trennen. "Dazu stehe ich", sagte Theisen.

16. Juli 2007


ARD-Film "Die Hardliner des Herrn" wird nach Protesten überarbeitet

Frankfurt a.M. (epd). Die umstrittene ARD-Dokumentation "Die Hardliner des Herrn" wird in der bisherigen Form nicht mehr ausgestrahlt. Das kündigte der Chefredakteur des Hessischen Rundfunks (HR), Alois Theisen, in einem Brief an die Mitglieder des HR-Verwaltungs- und Rundfunkrates an. Der Film über christliche Fundamentalisten in Deutschland, ausgestrahlt am 11. Juli im Ersten, hatte mehrfach das Bild einer brennenden Bibel gezeigt.

Theisen zufolge war das Bild von vielen als eine Verhöhnung der Heiligen Schrift "missverstanden" worden. Der HR, der den Film in das Gemeinschaftsprogramm der ARD eingebracht hatte, habe jedoch "keinesfalls die religiösen Gefühle unserer Zuschauer verletzen wollen", schrieb der HR-Chefredakteur in seinem am 17. Juli datierten Brief, der dem epd vorliegt. Bei dem Sender waren knapp 500 E-Mails und Briefe eingetroffen. Bei 80 Prozent habe es sich um Beschwerden gehandelt, während sich 20 Prozent der Schreiber lobend geäußert hätten, teilte der Sender auf Anfrage mit.

Das Bild der brennenden Bibel sei "ein zugespitztes stilistisches Mittel" gewesen, räumte Theisen ein. Dem Autor Tilman Jens und der HR-Redaktion sei es aber keineswegs um eine Provokation gegangen. Vielmehr habe das Bild ein Wort des Propheten Jesaja illustrieren sollen.

Dem Chefredakteur zufolge sollte das symbolhafte Bild das Feuer des Glaubens zeigen, der durch die Bibel entfacht werde. Das Feuer habe auch als Zeichen verstanden werden sollen, in dem sich Gott und seine göttliche Kraft offenbarten. Schließlich habe das Feuerbild in der ARD-Fernsehdokumentation für "geistige Reinigung" gestanden. Viele Zuschauer hätten es aber "eher mit Bücherverbrennung" in Verbindung gebracht, bedauerte Theisen in seinem Brief an die Aufsichtsorgane des Senders.

Bei Wiederholungen solle das umstrittene Zwischenbild, das die Aspekte der Dokumentation sichtbar getrennt hatte, durch "symbolische Bilder" ersetzt werden, die der Kritik Rechnung trügen und den wahren Absichten des Autors und der Redaktion gleichermaßen gerecht würden.

18. Juli 2007

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