Religionspädagoge gegen Schöpfungslehre im Biologieunterricht

Frankfurt a.M. (epd). Die biblische Schöpfungslehre gehört nach Auffassung des Religionspädagogen Karl Ernst Nipkow nicht in den Biologieunterricht. Zugleich müsse der Religionsunterricht Kreationismus und "Intelligent Design" aus methodischen Gründen ablehnen, heißt es in einem Beitrag Nipkows in der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (Montagsausgabe). Damit wandte er sich gegen einen Vorstoß der hessischen Kultusministerin Karin Wolff (CDU), die neben der Evolutionstheorie auch die biblische Schöpfungslehre im Biologieunterricht besprochen haben will.

Das vor allem in den USA stark diskutierte Konzept des Kreationismus, in dem biblische Aussagen zur Schöpfung wörtlich genommen werden, lehnte Nipkow als "pseudowissenschaftlich" ab. Auch das "Intelligent Design", das die Natur als Produkt eines intelligenten Designers (Weltentwerfers) versteht, sei eine Mischung aus vermeintlich wissenschaftlichen Beweisen mit religiösen Thesen. Der Religionsunterricht müsse über beide Konzepte kritisch aufklären.

Nipkow, langjähriger Leiter der Bildungskammer der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), plädierte dafür, dass sich Religion und Naturwissenschaft gegenseitig befruchten. Theologen dürften von naturwissenschaftlichen Aussagen über die Entstehung der Welt und Evolution nicht als "bloßen" unbewiesenen Vermutungen reden. Zugleich sollten Naturwissenschaftler Glaubenserfahrungen und Theologie "nicht als irrational abtun". Nipkow: "Beide, Naturwissenschaft und Theologie, werden so nicht ernst genommen."

"Die Schüler sollten vielmehr erkennen lernen, dass die Vernunft auch innerhalb von Glauben und Theologie notwendig mitwirkt", fügte der 78-Jährige hinzu. Die staatlichen Pflichtschulen haben Nipkow zufolge dabei die weltanschaulich-religiöse Neutralität zu wahren. Die Schule dürfe nach dem Bundesverfassungsgericht keine missionarische Schule sein und keine Verbindlichkeit christlicher Glaubensinhalte beanspruchen, bekräftigte Nipkow.

Der 1928 geborene Nipkow ist einer der führenden Religionspädagogen des deutschsprachigen Protestantismus. Er leitete lange Jahre den Vorstand des Comenius-Instituts für Erziehungswissenschaften in Münster. Der aus Bielefeld stammende Wissenschaftler erinnert in seinem umfangreichen publizistischen Gesamtwerk immer wieder an die Bildungsverantwortung der evangelischen Kirche für die Gesellschaft.

16. Juli 2007

Weitere epd-Meldungen