RTL-Reporterin Antonia Rados verlangt mehr Zivilcourage

Frankfurt a.M. (epd). Die RTL-Chefkorrespondentin Antonia Rados hat die Journalisten zu mehr Zivilcourage aufgefordert. Sich für etwas einzusetzen, wovon man überzeugt sei, "das hat noch niemandem geschadet", sagte Rados in einem epd-Interview. Für ihre Reportage "Feuertod" über das Schicksal einer afghanischen Frau hatte die Journalistin kürzlich den Robert Geisendörfer Preis der evangelischen Kirche erhalten.

Rados widersprach Einschätzungen, wonach insbesondere Auslandsreporter unter so großem Zeitdruck stünden, dass sie die Lage vor Ort nicht mehr wirklich verstehen könnten. "Der Druck ist tatsächlich sehr groß, aber man kann damit umgehen", sagte die RTL-Chefkorrespondentin und Geisendörfer-Preisträgerin. Notfalls müsse man dem Chefredakteur Nein sagen, wenn ein Bericht so wie vom Sender gewollt nicht zu leisten sei. "Der Reporter ist zwar nur ein Rädchen, aber er ist doch das letzte Rad", sagte Rados in dem epd-Interview.

Die 1953 in Klagenfurt geborene Rados sagte, der Krieg habe "nichts Faszinierendes", als Frau könne sie das noch eher sagen als als Mann. Faszinierend sei es hingegen, Probleme zu lösen. Wenn aber der Reporter den Menschen in Not, die er treffe, helfen wolle, müsse er sich entscheiden. "Wenn man die Distanz aufgibt, muss man sie als Mensch aufgeben, aber nicht vor der Kamera." Wenn sie einer leidenden Frau helfen wolle, dann tue sie das, "aber ich werde mich hüten, einen Bericht darüber zu machen".

Meinungsjournalismus sei "wunderbar", habe aber auch viele Nachteile, so Rados. Die eigene Position ständig zu hinterfragen sei für den Journalisten "absolut wichtig". Als das "schönste Kompliment" empfand es Rados, als sie nach ihrer Rückkehr aus dem Irak-Krieg von ihrer Redaktion bei RTL gefragt wurde: "Antonia, warst du jetzt für den Krieg oder dagegen?"

10. Juli 2007

Robert Geisendörfer Preis

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