Beten und gehen - Die ersten Pilger auf dem Elisabethpfad erreichten ihr Ziel

Von Stefanie Walter (epd)

Marburg (epd). Singen, gehen. Anhalten und beten, weitergehen. 180 Kilometer sind 40 Pilger auf dem neuen Elisabethpfad von Eisenach nach Marburg gewandert. Am Samstag, dem möglichen Geburtstag der Königstochter Elisabeth von Thüringen vor 800 Jahren, kamen sie in Marburg an. Mit gemischten Erfahrungen, wie Helene Grebe berichtet. "Schön war das viele Singen. Und in der Gruppe habe ich mich sehr geborgen gefühlt." Allerdings hätten es für sie ruhig etwas weniger Gebete und Gottesdienste sein können.

Die Männer und Frauen zwischen 13 und 79 Jahren waren vor zwei Wochen von der Wartburg aufgebrochen, als erste Pilger auf dem Elisabethpfad. Die Jüngste, Coralie aus Münster, ist eher zufällig in die Gruppe geraten, weil ihr Großvater den Gepäcktransport organisierte. "Ich habe interessante Menschen kennen gelernt. Aber an einem Tag haben wir acht Kirchen besichtigt", stöhnt die 13-Jährige.

An manchen Tagen begann der Tag um fünf Uhr früh, oft mit dem Anstehen an den Waschbecken. "Duschen konnten wir nur zweimal erzählt Herbert Rahnenführer aus Hildesheim. Die Gruppe übernachtete in Kirchen, Gemeindehäusern oder Schulen. Der Tag umfasste Andachten morgens, mittags und abends, Gebete, Bibelgespräche und Schweigezeiten: "Das Schweigen ist das Einzelzimmer des Pilgers", sagt Helene Grebe. Dann kann man zur Besinnung kommen, Ruhe finden, nachdenken.

Zum Beispiel über Elisabeth, deren Leben heute von vielen Menschen als vorbildlich angesehen wird: Die Königstochter, die nach dem Tod ihres Ehemannes die Wartburg verlassen und nach Marburg ziehen musste, entsagte allem Reichtum. Sie widmete ihr Leben den Armen und gründete in Marburg ein Hospital. Im Alter von 24 Jahren starb sie 1231. Auf ihrem Grab entstand die Elisabethkirche.

Legenden über Elisabeth oder historische Fakten dienten den Pilgern als Gesprächsimpulse, zum Beispiel Elisabeths Christusliebe und die Liebe zu ihrem Ehemann, die im Mittelalter nicht üblich war. "Ich habe für mich erfahren, dass es gut ist, Gott hinterher zu gehen", sagt der 57-jährige Herbert Rahnenführer. "Vorher war ich eher weit davon entfernt."

Vor etwa zehn Jahren habe die Pilgerbewegung auch die evangelische Kirche erfasst, berichtet Manfred Gerland. "Die Sehnsucht der Menschen ist: Ich will mal raus aus meinen engen Beziehungen", sagt der Pfarrer im Kloster Germerode bei Eschwege, der den ersten Teil des Weges organisiert hat. Das Phänomen ähnele dem Tourismus-Boom: "Die Menschen suchen einen Ort, wo das Leben verheißungsvoller, wo der Himmel offener als zu Hause zu sein scheint."

Für viele bedeute eine Pilgerwanderung auch eine Grenzüberschreitung: "Viele aus der Gruppe hatten Sorge, den Weg zu schaffen." Es sei teilweise schon anstrengend gewesen, bestätigt Herbert Rahnenführer. "Pilgern ist gut für die Gesundheit, denn der ganze Körper kommt in Bewegung", sagt der Marburger Alois Horst. Er ist nur die letzte Etappe zwischen dem Dorf Schröck bei Marburg und der Elisabethkirche mitgegangen.

Der 79-Jährige hat aber noch ein großes Ziel vor Augen: Er will auf dem Elisabethpfad zwischen Marburg und Köln pilgern, der ebenfalls am Samstag eröffnet wurde. Der Weg ist auf der Strecke von Marburg nach Köln als Jakobsweg und in der umgekehrten Richtung als Elisabethpfad ausgeschildert. Seit 2000 gibt es außerdem einen Elisabethpfad zwischen Frankfurt und Marburg.

Herbert Rahnenführer würde noch einmal pilgern, aber nur mit einem gleichzeitigen Fasten. Coralie würde nur noch mit Gleichaltrigen zusammen pilgern. Die Möglichkeiten gibt es: "Es ist sehr zu empfehlen, sich als kleine Gruppe auf den Weg zu machen", erklärt Gerland. Es gebe einen guten Pilgerführer, mit Hinweisen auf Übernachtungsmöglichkeiten, mit dem man sich auch kurzfristig auf den Weg machen könne.

09. Juli 2007

Elisabethpfad e.v.

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