Auch Christen leiden unter Kämpfen zwischen Palästinensern

Im Gazastreifen leben 2.500 Christen

Von Norbert Röhl (epd)

Jerusalem/Gaza (epd). "Wir sind nicht als Christen in Gefahr, sondern als Menschen", sagt Constantin Dabbagh, der ein Schulprojekt des Mittelöstlichen Kirchenrates in Gaza leitet. Die seit Tagen anhaltenden Gefechte zwischen der radikalislamischen Hamas und der Fatah gefährden laut Dabbagh die christliche Minderheit genauso wie die Mehrheit der Muslime. Die kleine christliche Gemeinde in Gaza, die gerade mal 2.500 Menschen in einer Bevölkerung von weit mehr als einer Million zählt, ist so gefährdet wie die gesamte Zivilbevölkerung im Gazastreifen.

Auch in der Nähe des Hauses von Constantin Dabbagh kommt es zu Feuerwechseln zwischen den Bewaffneten der verfeindeten Gruppen Hamas und Fatah. "Hier jedoch nicht so häufig wie neben den großen Sicherheitseinrichtungen in Gaza-Stadt", so der palästinensische Christ. Trotzdem kam der Schulbetrieb zum Erliegen. Im Mittelöstlichen Kirchenrat sind rund 30 orientalische, orthodoxe, katholische und evangelische Kirchen in Nordafrika und im Mittleren Osten zusammengeschlossen.

Auf Hochtouren arbeiten dagegen die drei Polikliniken, die der Kirchenrat in Gaza-Stadt und Rafah betreibt. Zwar blieben auch hier ein Teil der Klinikangestellten aus, aber die medizinische Versorgung von Müttern und Kleinkindern werde aufrechterhalten, berichten Mitarbeiter. Ein großer Teil des Klinikpersonals wohnt in den umkämpften Gebieten, wo die Verkehrsverbindungen zusammengebrochen sind.

Aber auch die Schulen sind nicht völlig geschlossen. "Gerade jetzt haben wir die Abschlussprüfungen, und die meisten Schüler wollen sie nicht ausfallen lassen", erläutert Dabbagh. Trotz der Kämpfe fänden einige Schüler den Weg zur Schule über Hinterhöfe. Andere haben eine Sondererlaubnis, um die Prüfung in einer anderen Schule abzulegen, die näher an ihrer Wohnung liegt, berichtet Dabbagh.

Durch den Bürgerkrieg habe die Abwanderung der Christen nicht zugenommen. Die meisten Christen seien alt, so Dabbagh. Die Jüngeren treibe es ins Ausland, aber nicht mehr als andere junge Menschen, die angesichts der Chancenlosigkeit in Gaza auswandern wollen. "Zurzeit sind ohnehin auch die Übergänge umkämpft, da ist es so oder so unmöglich herauszukommen."

Auf die Frage, ob er Angst vor der Zukunft unter Hamas, habe, sagt der Mitarbeiter des Mittelöstlichen Kirchenrates: "Wir sind immer eine kleine und geduldete Minderheit gewesen. Daran wird sich wohl nichts ändern."

14. Juni 2007

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