Kirchentags-Markt für eine gerechtere Welt

Initiativen für Dritte Welt, Ökologie und Kirche präsentieren sich in Köln

Von Gabriele Fritz (epd)

Köln (epd). Besucher des Kirchentages können selber Hand anlegen, damit diese Welt eine gerechtere wird. Sie können in Form von beschrifteten Holzwürfeln Kleinkredite, Korruption, Schuldenabbau oder Drogen in die Waagschale legen. Der Evangelische Entwicklungsdienst hat auf dem traditionellen "Markt der Möglichkeiten" eine große Waage aufgebaut für eine gerechtere Welt. "Die Globalisierungsdebatte hat den Kirchentag wieder politischer gemacht", sagt Projektleiter Heiner Holland.

Knapp 800 Gruppen und Initiativen mit über 8.000 Akteuren stellen in fünf Messehallen bis Samstag ihre Arbeit vor, aufgeteilt in die Themenbereiche Mensch, Gemeinschaft und Welt. Den Kernbereich bilden kirchliche Gruppen wie Mission, Diakonie und Gemeindearbeit. Die Kirchliche Männerarbeit ist ebenso vertreten wie kirchliche Frauengruppen, der Christliche Verein Junger Menschen (CVJM) ebenso wie Sterbehilfe und Hospizvereine.

Aber auch Exotisches findet sich unter den Ausstellern: Die Arbeitsgemeinschaft für artgerechte Nutztierhaltung, der Arbeitskreis Hexenprozesse Unna oder das Institut für Natürliche Empfängnisregelung. Teilnehmen kann, wer unter anderem einen Bezug zu einer christlichen Kirche nachweist.

Inhaltliche Konfrontation oder Reibung sei aber durchaus erwünscht, sagt Marktleiterin Brigitte Göllner. So treffen Christen von Linkspartei, CSU und SPD in Halle 3 aufeinander. Die Evangelische Jugend im Kirchenkreis An der Ruhr lädt zum Kuscheln und Flirten ein. Wenige Stände weiter mahnt die "Hilfe zum Leben Pforzheim", dass Sexualität nicht zur Abtreibung führen darf. Während die Partei Bibeltreuer Christen für Kind und Familie wirbt, plädiert die Kölner Gruppe "Uferlos" für Toleranz gegenüber Bisexuellen.

Konkretes Engagement für eine gerechtere Welt zeigen Initiativen zu Fairem Handel, Entwicklungshilfe und religiöser Friedensarbeit. Schon als Student sei ihm damals klar gewesen, dass nicht nur Spendengelder in die Dritte Welt geschickt werden dürften, verrät Richard Bruns von der Fair-Handels-Organisation El Puente. Stattdessen seien gerechtere Wirtschaftsstrukturen notwendig. Bruns bewies langen Atem: "EL Puente" entwickelte sich seit seiner Gründung Ende der 1960er Jahre zur zweitgrößten Fair-Handels-Organisation nach der Gepa und beliefert über 1.500 Weltläden.

Neben Gepa und El Puente finden sich auch kleinere Initiativen mit einer breiten, fair gehandelten Produktpalette von Textilien über Chips, Kaffee, Marmelade bis hin zu Spielzeug. Der Weltladen Köln, der Eine-Welt-Laden Magdeburg und das Adivasi-Tee-Projekt Potsdam stellen sich vor - und Schalke 04 wirbt auf dem Kirchentag für fairen Kaffee.

In einer neuen "Messe im Markt" können sich kapitalkräftigere Einrichtungen wie Aktion Mensch, Greenpeace oder das Kinderhilfswerk Worldvision präsentieren. Anders als bei kleineren Initiativen dürfen sie auf ihre Sponsoren verweisen, müssen dafür aber höhere Standgebühren zahlen. Wie wirtschaftliche Marktgesetze funktionieren, zeigt die Kölner Messe selbst: Pünktlich zum Start des Kirchentages müssen die Besucher statt 2,15 Euro nun 2,95 Euro für die Bockwurst zahlen.


06. Juni 2007

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