Huber: Strittige Fragen im Dialog mit Muslimen nicht ausklammern

Berlin (epd). Bischof Wolfgang Huber hat sich dagegen ausgesprochen, strittige Fragen im Dialog von Christen mit Muslimen auszuklammern. Ein Gespräch, das nur auf gegenseitige Anerkennung abziele, hätte auf Dauer keinen Sinn, sagte der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) der "Welt am Sonntag". Huber bezeichnete die Forderung nach einem Dialog "auf Augenhöhe" als legitim. Künftig werde deshalb abwechselnd von EKD und muslimischer Seite zu Spitzentreffen eingeladen.

Nach der Begegnung von EKD-Vertretern mit dem Koordinationsrat der Muslime in der vergangenen Woche sagte Bischof Huber, beide Seiten müssten lernen, innerhalb des Islam zu differenzieren. Der Vorwurf unzulässiger Verallgemeinerung, mit dem die Muslimverbände auf die EKD-Schrift "Klarheit und gute Nachbarschaft" reagiert hatten, treffe nicht zu.

Wichtiges Dialogthema ist Huber zufolge die Religionsfreiheit einschließlich des Wechsels der Religionszugehörigkeit: "Wenn eine Religionsgemeinschaft unsere freiheitliche Grundordnung bejaht, muss sich das gerade auch daran zeigen, wie sie selbst mit der Religionsfreiheit umgeht." Ein konkreter Maßstab dafür sei der Umgang mit dem Übertritt vom Islam zum Christentum.

Hinsichtlich der Haltung zur Gewalt sagte der EKD-Ratsvorsitzende, der "Islam als solcher" fördere nicht zwangsläufig Gewalt. Verbindungen zwischen Islam und Gewalt dürften dennoch nicht verharmlost werden. Huber regte an, eine Aufstellung von Beispielen und Initiativen funktionierender christlich-islamischer Zusammenarbeit und Dialoge vorzunehmen. Bei dem dritten Treffen von Vertretern der EKD und des muslimischen Dachverbandes am Mittwoch in Mannheim kam es in strittigen Fragen nicht zu einer Annäherung. Beide Seiten versicherten allerdings, dass der Dialog fortgeführt werde.

Im Verhältnis der EKD zur russisch-orthodoxen Kirche gibt es Huber zufolge eine "kulturelle Differenz, die man nicht verkleinern darf". Hauptprobleme seien die starke Identifizierung der Russischen Orthodoxen Kirche mit dem russischen Boden. Hinzu komme die Neigung, das Westliche, Säkulare und Protestantische als bedrohlich zu sehen.

04. Juni 2007

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