Jens Petersen mit Evangelischem Buchpreis 2007 geehrt

Hannover (epd). Der Arzt und Schriftsteller Jens Petersen (31) hat am Mittwoch in Hannover den Evangelischen Buchpreis 2007 erhalten. Der in Zürich lebende Autor nahm die mit 5.000 Euro dotierte Auszeichnung für seinen 2005 erschienenen Erstlingsroman "Die Haushälterin" entgegen. Für die Jury würdigte die Vorsitzende Olga Walzel die genaue Beobachtungsgabe Petersens: "Der Roman ist leicht geschrieben, ohne Pathos und mit Einfühlungsvermögen." Das mache ihn zu einem Lesevergnügen. Zugleich spreche er auch schwere Themen an.

Das Buch schildert die Liebe eines Jugendlichen zur polnischen Haushälterin und den Konflikt mit seinem Vater, der ebenfalls der Haushälterin verfallen ist. Der Vorsitzende des Deutschen Verbandes Evangelischer Büchereien, Eckhart von Vietinghoff, lobte die vielschichtig gezeichneten Figuren. Das Buch vermeide Klischees und sei reich an Zwischentönen.

Petersen zeigte sich erfreut, mit dem Evangelischen Buchpreis einen Leserpreis erhalten zu haben. Dieser zeichne sich durch "eine gewisse Unbefangenheit jenseits des Literaturbetriebs" aus. "Für mich ist es auch eine besondere Ehre, dass ich als gläubiger Christ mit einem evangelischen Preis ausgezeichnet werde", sagte er. Für "Die Haushälterin" wurde der Autor bereits 2005 mit dem "aspekte"-Literaturpreis und anderen Auszeichnungen geehrt.

Der Evangelische Buchpreis wird seit 1979 vom Deutschen Verband Evangelischer Büchereien in wechselnden Sparten vergeben. Ausgezeichnet werden Bücher, "für die sich Christen einsetzen können". Die Auswahl beruht ausschließlich auf Leser-Vorschlägen. Für den Evangelischen Buchpreis 2007 gingen nach Angaben des Verbandes 88 Empfehlungen ein.

24. Mai 2007


Grußwort zur Verleihung des Evangelischen Buchpreises 2007 an Jens Petersen für sein Buch "Die Haushälterin"

Bischof Wolfgang Huber, Vorsitzender des Rates der EKD

Jens Petersen erzählt mit seinem Debütroman „Die Haushälterin“ eine Geschichte, die sonst verschwiegen wird. Eine Frau ist nach wenigen Ehejahren gestorben, der Ehemann hat seinen Halt verloren, der Sohn verliert die Orientierung: Das sind die Momente, bei denen schlechter erzählte Geschichten zu Ende sind und Fernsehfilme den Abspann zeigen. Anders ist es bei Jens Petersen: Mit großer Leichtigkeit und spürbarer Phantasie für seinen Helden erzählt der heute 31jährige Autor, wie der jugendliche Philipp langsam und tastend in eine erwachsene Rolle schlittert und Verantwortung wahrnehmen muss. Nach dem Tod der Mutter wird der Vater arbeitslos und sucht im Alkohol Hilfe zur Lebensbewältigung. Nach einem Unfall muss er ins Krankenhaus. Jetzt ergreift Philipp die Initiative; ohne den Vater zu fragen, stellt er die polnische Studentin Ada als Haushälterin an. Die bürgerliche Situation kehrt in den Haushalt zurück; und Vater und Sohn konkurrieren um die Gunst der „Haushälterin“.

Mit scharfer Beobachtung und einer Sprache, die beim Lesenden konkrete Bilder und wahrnehmbare Klänge entstehen lässt, entführt Jens Petersen in die Welt von Philipp und seinem Vater. Gelingendes Leben wächst nicht aus sich selbst; sondern es entsteht in Begegnungen zwischen Menschen, die sich in ihrer Würde wahrnehmen – gerade auch dann, wenn die gemeinsame Geschichte die Achtung voreinander in Frage stellt. Die Geschichte einer ersten Liebe erhält bei Jens Petersen eine neue Gestalt.

23. Mai 2007

Laudatio der EKD-Kulturbeauftragten Petra Bahr zur Buchpreisverleihung

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