EKD-Finanzchef: Verkauf oder Abriss von Kirchen letzter Ausweg

Hannover (epd). Von den 21.000 evangelischen Kirchen werden nach Ansicht des Finanzchefs der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Thomas Begrich, voraussichtlich weniger als 1.000 umgenutzt oder aufgegeben. Die Zahl der Kirchengebäude, die künftig eine neue Zweckbestimmung erhielten oder abgerissen würden, werde keine "wirkliche Dimension" erreichen, sagte Begrich am Montag dem epd. Damit widersprach der Leiter der EKD-Finanzabteilung Darstellungen des Nachrichtenmagazins "Focus", wonach bald die Hälfte der Kirchengebäude nicht mehr benötigt werde.

"Kirchen sind keine Fabriken oder Konzertsäle", so Begrich, der auch Geschäftsführer der Stiftung zur Bewahrung kirchlicher Baudenkmäler ist. Sie seien in Jahrhunderten entstanden und Teil des kulturellen Erbes, die Mehrzahl der Kirchengebäude stehe unter Denkmalschutz. Allein von den 2.300 Kirchen in der Kirchenprovinz Sachsen, die einen Großteil des Bundeslandes Sachsen-Anhalt abdeckt, seien mehr als 1.500 vor dem Jahr 1500 gebaut worden.

Die Finanzierbarkeit werde infolge sinkender Mitgliederzahl nicht einfacher, räumte Begrich ein. Zugleich sei aber eine zunehmende Identifikation der kirchlichen und politischen Gemeinde mit "ihrer Kirche" und wachsende Spendenbereitschaft für den Erhalt der Kirchen zu registrieren: "Es sind die Menschen vor Ort, die sich für ihre Kirche engagieren."

In diesem Zusammenhang verwies Begrich auf Anstrengungen der von ihm geleiteten Stiftung zur Sanierung kirchlicher Baudenkmäler. Bisher seien 320 Projekte mit mehr als 3,2 Millionen Euro gefördert worden. Im laufenden Jahr würden weitere 100 Projekte mit mehr als zwei Millionen Euro unterstützt.

Der Stiftungsgeschäftsführer gab zu bedenken, dass eine nicht sachgerechte Umnutzung zu einem Identitätsverlust für Menschen führe, die dort getauft, konfirmiert oder getraut wurden. Deshalb stünden nicht Aufgabe oder Umnutzung sondern Nutzungserweiterung im Vordergrund. Dazu zählten Bürgerversammlungsräume, Bibliotheken, sowie Kulturveranstaltungen. Verkauf oder Abriss seien die letzte Möglichkeit, so Begrich.

08. Mai 2007

Weitere Informationen zum Thema "Kirchen nutzen und gebrauchen"

Stiftung zur Bewahrung kirchlicher Baudenkmäler in Deutschland (Stiftung KiBa)

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