Thüringer Kirche fordert landesweites Netz von Schulpsychologen

Eisenach/Erfurt (epd). Zum fünften Jahrestag des Amoklaufs am Erfurter Gutenberg-Gymnasium hat der Thüringer Landesbischof Christoph Kähler einen hohen Leistungsdruck in der Bildung kritisiert und ein landesweites Netz von Schulpsychologen gefordert. Wer auf höhere Leistungen setze, müsse damit rechnen, dass sich immer mehr Kinder und Jugendliche "als Verlierer empfinden und Angst haben, hinter dem Klassendurchschnitt zurückzubleiben", erklärte Kähler am Dienstag in Eisenach.

Bei der Bluttat vom 26. April 2002 hatte ein 19-Jähriger an seiner ehemaligen Schule in Erfurt innerhalb weniger Minuten 16 Menschen erschossen und anschließend sich selbst getötet. Unter dem Eindruck des Verbrechens war als mögliches Motiv für die beispiellose Tat wiederholt der hohe Leistungsdruck an den Schulen kritisiert worden.

In den Bildungseinrichtungen müsse stets auch das menschliche Miteinander im Blick bleiben, betonte Kähler. Ein landesweit ausgebautes Beratungsnetz könnte dort aktiv werden, wo Spannungen unter Schülern auftreten oder einzelne an den Rand der Schulgemeinschaft geraten. "Auch der Lehrerschaft kann so Hilfe angeboten werden." Der Impuls dafür müsse jedoch vom Land ausgehen, fügte der Bischof hinzu.

Kähler verwies auf die 30 Pastorinnen und Pastoren, die als hauptamtliche Schulpfarrer in Thüringen Religionsunterricht geben. Sie könnten verstärkt auch als Seelsorger eingesetzt werden. Dafür müsse allerdings das Aufgabenprofil erweitert und damit die seelsorgerliche Tätigkeit als berufliche Leistung anerkannt werden, ergänzte Kähler.

24. April 2007

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