Kirchen erkennen Taufen wechselseitig an

Von Stephan Cezanne (epd)

Frankfurt a.M. (epd). Die wechselseitige Anerkennung der Taufe zwischen den Kirchen ist eines der wichtigsten Ziele der Ökumene. Das uralte Ritual zur Aufnahme in die christliche Kirche wird von allen Glaubensrichtungen praktiziert. Elf von 16 in der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland (ACK) verbundene Kirchen wollen am Sonntag (29. April) in Magdeburg eine Vereinbarung zur gegenseitigen Taufanerkennung unterzeichnen und darin erklären: Die Taufe in Christus ist ein Ruf an die Kirchen, ihre Trennungen zu überwinden und ihre Gemeinschaft sichtbar zu manifestieren.

Der von der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und der katholischen Deutschen Bischofskonferenz erarbeiteten Vereinbarung haben sich neun Kirchen angeschlossen - darunter Orthodoxe, Anglikaner, Methodisten, Altkatholiken sowie die Evangelische Brüderunität (Herrnhuter Brüdergemeine) und andere Freikirchen.

Die wechselseitige Anerkennung der Taufe zwischen evangelischer und katholischer Kirche wird freilich schon lange praktiziert. Wer von der einen in die andere Kirche wechselte, musste dafür nicht neu getauft werden - allerdings beendete erst das Zweite Vatikanische Konzil Mitte der 1960er Jahre die grundsätzlichen Vorbehalte Roms gegenüber der evangelischen Taufe.

In Deutschland gibt es seit rund 30 Jahren regionale Vereinbarungen zwischen evangelischen Landeskirchen und römisch-katholischen Diözesen. Doch eine alle Mitgliedskirchen der EKD oder die katholische Deutsche Bischofskonferenz betreffende Vereinbarung fehlte bisher. Dies soll im Magdeburger Dom unter Anwesenheit des EKD-Ratsvorsitzenden Wolfgang Huber, und des Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Karl Lehmann, nachgeholt werden.

Der Magdeburger Dom kann auch als Symbol für die Einheit der Taufe gesehen werden. Dort steht ein Taufstein, der bereits seit rund tausend Jahren benutzt wird, also noch vor der Trennung der West- und Ostkirche im Jahr 1054.

Aus theologischen Gründen wollen nicht alle der 16 ACK-Kirchen der Tauf-Erklärung beitreten. Vor allem die täuferischen Kirchen wie die Baptisten und Mennoniten aber auch die Heilsarmee haben dem Text nicht zugestimmt. Die Baptisten zum Beispiel lehnen die in den Volkskirchen übliche Säuglingstaufe ab und taufen nur gläubige Erwachsene. Hier wird zurzeit eine Annäherung versucht.

Die Taufe ist nach christlichem Verständnis ein Ritual, das einen Neuanfang zwischen Gott und dem Menschen setzt. Protestanten kennen die beiden Sakramente Taufe und Abendmahl. In der katholischen und orthodoxen Kirche ist die Taufe eines von sieben Sakramenten, die den Lebensweg der Menschen vom Anfang bis zum Ende begleiten soll.

Die Taufpraxis geht zurück auf Jesus von Nazareth, der sich selbst der Bibel zufolge von Johannes dem Täufer im Jordan taufen ließ und vielleicht auch eine Zeitlang an seinen eigenen Anhängern diesen Ritus vollzog. Von der gegenseitigen Taufanerkennung heute erhoffen sich Theologen langfristig auch eine Chance auf einen Durchbruch beim gemeinsamen Abendmahl zwischen Christen unterschiedlicher Konfession.

23. April 2007

EKD-Pressemitteilung ""Wechselseitige Anerkennung der Taufe"

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