Mit Gebeten und Glocken für Gerechtigkeit - Die evangelische Kirche engagiert sich beim G-8-Gipfel - Wort der Weltreligionen geplant

Von Elvira Treffinger (epd)

Frankfurt a.M. (epd). Die evangelische Kirche will zum G-8-Gipfel unter deutscher Präsidentschaft Zeichen setzen. Mit Gottesdiensten, Gebeten, Diskussionen und einem gemeinsamen Wort der Weltreligionen sollen Signale an die Regierungschefs gesendet werden, sich für mehr globale Gerechtigkeit einzusetzen. Zentrale Anliegen der Kirche und kirchlichen Werke sind die Bekämpfung der weltweiten Armut, besonders in Afrika, und der Klimaschutz.

Wenn die Staats- und Regierungschefs der sieben wichtigsten Industrieländer und Russlands (G-8) am 6. Juni im Ostseebad Heiligendamm zusammentreffen, werden vielerorts die Kirchenglocken läuten. "Acht Minuten für Gerechtigkeit" heißt der bundesweite Aufruf zu Andachten, den die mecklenburgische Kirche, "Brot für die Welt" und der Evangelische Entwicklungsdienst (EED) verbreitet haben. In einem "Heiligen Damm des Gebets" wollen Gemeinden an der Küste Kerzen für die Armen entzünden.

In Köln beginnt am 6. Juni fast zeitgleich der evangelische Kirchentag. Dort versammeln sich schon einen Tag vorher auf Einladung der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) Vertreter aller Weltreligionen aus den G-8-Staaten. "Was können Religionen und besonders die christlichen Kirchen zu Fragen der Armut in ihren Ländern beitragen?" formuliert EKD-Auslandsbischof Martin Schindehütte das Thema.

Erwartet werden je sechs Religionsführer aus Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Japan, Kanada, Russland und den USA. Kirchen sollen vertreten sein, der Islam, das Judentum, der Hinduismus und der Buddhismus. Hinzu kommen Repräsentanten aus Afrika, wie der südafrikanische Erzbischof und Friedensnobelpreisträger Desmond Tutu.

Mit dem Religionsgipfel knüpft die EKD an ähnliche Treffen an, wie sie zu den G-8-Gipfeln 2005 in Gleneagles (Schottland) und 2006 in Moskau/St. Petersburg stattfanden. Die geplante gemeinsame Erklärung versteht Schindehütte als "eine Botschaft an Gesellschaft und Politik der reichen Staaten, die in der Globalisierung die großen Player sind". Hinzu komme eine Liste guter Beispiele der Armutsbekämpfung.

Präsentiert werden die Ergebnisse des Religionsgipfels auf einer Open-Air-Veranstaltung am 7. Juni in Köln unter dem Motto "Die Macht der Würde". Von hier gibt es eine Live-Schaltung nach Rostock, wo der deutsche Liedermacher Herbert Grönemeyer und andere Künstler für "Deine Stimme gegen die Armut" auftreten.

Kirchen und kirchliche Werke nehmen auf vielfältige Weise an der kritischen Begleitung des G-8-Gipfels teil, der von Globalisierungsgegnern als "Club der Reichen" abgelehnt wird. Klares Prinzip aller kirchlichen Aktionen ist jedoch strikte Gewaltfreiheit. "Da grenzen wir uns ganz eindeutig ab", sagt Bischof Schindehütte.

Das gilt auch für den Evangelischen Entwicklungsdienst, der am Alternativgipfel in Rostock mitwirkt. Dem Hilfswerk liegt vor allem das Klimaproblem am Herzen. Ein Drittel der Menschheit lebe direkt von der Natur, sagt EED-Vorstandsvorsitzender Konrad von Bonin. Wo die Wüste wachse und das Essen knapp werde, nähmen Konflikte zu: "Wir wollen zeigen, dass Klima mit Frieden und Gerechtigkeit zu tun hat." Das berühre auch den Lebensstil in den reichen Ländern. "Gerechtigkeit heißt weniger zu nehmen und mehr zu geben", so Bonin.

Danuta Sacher, Abteilungsleiterin bei "Brot für die Welt", sorgt sich um Aids-Patienten in Entwicklungsländern. Wenn die G-8-Staaten das geistige Eigentum besser schützen wollten, betreffe dies nicht nur Musik-CDs, sondern auch Patente, die Aids-Medikamente für viele unerschwinglich teuer machen können. Sie appelliert an die Staats- und Regierungschefs, "keine Regelungen zu treffen, die Leben gefährden".


10. April 2007

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