"Der Herr ist auferstanden!" - Orthodoxe und westliche Christen feiern 2007 zeitgleich Ostern

Von Stephan Cezanne (epd)

Frankfurt a.M. (epd). Die östliche und westliche Christenheit feiert Ostern in diesem Jahr gemeinsam. Das ist nicht selbstverständlich. In der Regel begehen von weltweit rund zwei Milliarden Christen mehr als 250 Millionen orthodoxe Gläubige die Auferstehung Jesu Christi mit zum Teil wochenlangem Abstand. Grund sind unterschiedliche Kalender. Die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland (ACK) rief die Gemeinden dazu auf, diese Ausnahme von der Regel gemeinsam in ökumenischen Gottesdiensten zu feiern.

"Es ist eine besondere Freude, dass wir im Jahr 2007 als westliche und östliche Christenheit - wie schon in den Jahren 2001 und 2004 - das Osterfest an einem gemeinsamen Termin feiern können", erklärte der ACK-Vorsitzende, der braunschweigische evangelische Bischof Friedrich Weber. Er erinnerte an die Worte der ersten Osterzeugen: "Der Herr ist auferstanden!" Dies ist zugleich der Ostergruß der orthodoxen Christenheit.

Seit Jahrzehnten gibt es Pläne der Weltkirchen, die unterschiedlichen Ostertermine zu harmonisieren. Orthodoxie, Katholizismus und Protestantismus - die drei großen Konfessionsfamilien - sollten wenigstens in diesem Punkt Einigkeit untereinander erreichen, hieß es. Alle Anstrengungen blieben allerdings bisher ohne Erfolg. Zurzeit rechnet kaum jemand damit, dass orthodoxe und protestantische Kirchenleitungen und der Vatikan kurzfristig eine Lösung im "Osterstreit" finden.

Bereits seit den ersten christlichen Jahrhunderten streiten die Christen um den richtigen Ostertermin. Das Konzil von Nizäa - dem in der heutigen Türkei liegenden Iznik - beendete im Jahr 325 zunächst die Zwistigkeiten und legte die Normen zur Bestimmung des Ostertermins fest. Danach fällt Ostern auf den Sonntag nach dem ersten Vollmond nach Frühjahrsanfang, also zwischen den 22. März und den 25. April.

Die Verwirrung begann 1582. In diesem Jahr reformierte Papst Gregor XIII. die Zeitrechnung, um astronomische Fehler im bis dahin seit Julius Caesar geltenden Julianischen Kalender zu beseitigen. Diesem katholischen Alleingang folgten die Protestanten erst im 18. Jahrhundert.

In den orthodoxen Kirchen wird seit dem 20. Jahrhundert je nach Land sowohl der gregorianische als auch der alte julianische Kalender mit einer Abweichung von zurzeit 13 Tagen benutzt. Bei der Berechnung des Ostertermins gilt allerdings allein der julianische Festkalender - damit sollten neue Spaltungen in der Orthodoxie vermieden werden, nachdem bereits das Weihnachtsfest nicht von allen orthodoxen Kirchen zeitgleich gefeiert wird.

Vor allem darf das orthodoxe Osterfest nicht vor oder zusammen mit dem jüdischen Passah-Fest gefeiert werden. Fallen nach dieser Bestimmung Ostern und Passah zusammen, muss das Osterfest auf den ersten Sonntag nach dem zweiten Vollmond nach der Tagundnachtgleiche im Frühjahr verlegt werden. Daher feiern orthodoxe Christen manchmal erst Anfang Mai Ostern.

Ein simultanes Osterfest wird in nächster Zukunft freilich häufiger stattfinden. Einer orthodoxen Tabelle zufolge fallen das orthodoxe und westliche Osterfest nach 2007 auch in den Jahren 2010, 2011, 2014 und 2017 auf den selben Termin. (03952/29.3.2007)

Hinweis: Die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland (ACK) feiert aus diesem Anlass am Ostersonntag im Aachener Dom um 17 Uhr eine ökumenische Vesper.


04. April 2007

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