Gold, silber, diamant, eisern - Seit rund 80 Jahren werden in Deutschland Konfirmationsjubiläen gefeiert

Von Verena Schüller (epd)

Frankfurt a.M. (epd). Die Konfirmandenjahrgänge 1938 und 1939 im hessischen Edelsberg-Essershausen bei Limburg hatten in den vergangenen Jahren viel zu feiern. Seit 1989 trafen sie sich zur goldenen (50 Jahre), zur diamantenen (60 Jahre) und zur eisernen Konfirmation (65 Jahre). 2008 steht die Gnadenkonfirmation (70 Jahre) auf dem Terminplan. Jubiläumskonfirmationen sind inzwischen in vielen Gemeinden fester Bestandteil des Gemeindelebens. Im Frühling mehren sich wieder die Jubiläumsfeste.

Zum ersten Mal gefeiert wurde ein solches Konfirmationsjubiläum offenbar in den 20er Jahren. Nach einer Blütezeit zu Beginn der 30er Jahre sei die Ausbreitung der goldenen Konfirmationsjubiläen durch den Kriegsbeginn abrupt gestoppt worden, berichtet der Theologe Kristian Fechtner, Professor an der Universität Mainz. Nach 1945 sei die Tradition aber rasch wieder aufgelebt und Ende der 50er zu einer festen Praxis im Gemeindeleben geworden.

Die Bedeutung der goldenen Konfirmation sieht Fechtner analog zur Konfirmation der 13- und 14-Jährigen. Die Zeremonie könne als Einsetzung in den Ruhestand gedeutet werden, so wie die Konfirmation der Jugendlichen den Übergang ins Erwachsenenalter markiere. Die anderen Konfirmationsjubiläen seien erst in den 70er und 80er Jahren hinzugekommen, vermutet Fechtner: "Sie wurden vor allem eingeführt, um ein Erfolgsmodell fortzuschreiben, aber auch, um den Menschen die Möglichkeit zu geben, sich auf ihrem Lebensweg immer wieder des Segens ihres Gottes zu vergewissern."

Auf ihrer Internetseite beschreibt die Evangelische Kirche in Deutschland etwa die Feier der Silbernen Konfirmation (25 Jahre) als einen "Rastplatz auf der Lebensreise", bei der ehemalige Mitkonfirmanden zu Weggenossen und Lebenskollegen werden könnten. Hier werde die soziale Komponente der Feier hervorgehoben, sagt der Marburger Pfarrer Hartmut Wild, der 18 Jahre lang der Liturgischen Kammer der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck angehörte. Die früheren Konfirmanden könnten neue Kontakt zu ihrer Heimatgemeinde und zu alten Freundinnen und Freunden knüpfen.

Doch nicht nur um Gemeinschaft geht es bei den Konfirmationsjubiläen. "Mir ist auch wichtig, Dank zu sagen dafür, dass ich 50 Jahre in Frieden und Freiheit leben und arbeiten durfte", sagt Konrad Finger, der am 6. Mai in Fronhausen an der Lahn neu eingesegnet wird.

Im südhessischen Lengfeld wird am 29. April die Goldene Konfirmation als ökumenisches Fest gefeiert. Die evangelischen Lengfelder der Konfirmationsjahrgänge 1942 und 1943 und ihre katholischen Mitschüler trafen sich bereits 1983, 1993 und 2003 zum gemeinsamen Gang in die Kirche, Mittagessen und Spaziergang. "Bis jetzt sind immer alle gekommen", sagt Walter Schiek (64), der die Feiern organisiert. Einige seien sogar aus Madrid, London und Australien angereist.

In einer Großstadt wie Frankfurt scheint die Organisation des Jubiläums dagegen nicht so leicht zu sein. Die Maria-Magdalena-Gemeinde in Sachsenhausen hat nach Auskunft des Gemeindeamtes "gerade mal eine Hand voll" Anschriften zusammen. Dabei werden für das Jubiläum am 3. Juni alle goldenen, diamantenen und eisernen Jubilare eingeladen. Pfarrer Volker Mahnkopp weiß, dass es die Menschen aus der Großstadt oft in alle Welt verschlägt. Er schätzt den Rücklauf auf zehn Prozent, aber er ist optimistisch: "Jetzt sind wir bei der Nachkriegsgeneration angelangt, und da werden es wieder mehr."


04. April 2007

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